Fußball Abchasien ist Fußball-Weltmeister

Remscheid · Die kleine Republik am Schwarzen Meer ist der neuer ConIFA-Titelträger. Der Lenneper Jens Jockel war dabei.

Fullhouse: Knapp 8000 Fußball-Fans sahen das Finale zwischen Punjab und Abchasien - obwohl nur 4500 ins neue Schmuckkästchen in Sochumi passen.

Fullhouse: Knapp 8000 Fußball-Fans sahen das Finale zwischen Punjab und Abchasien - obwohl nur 4500 ins neue Schmuckkästchen in Sochumi passen.

Foto: Jockel

Abchasien ist Fußball-Weltmeister. Abchasien? In der Tat: Die sich selbst als unabhängig betrachtende Republik, die am Schwarzen Meer liegt und den nordöstlichen Zipfel von Georgien bildet, nutzte ihren Heimvorteil und holte sich im eigenen Land den Titel des alternativen Weltverbandes Con-IFA. "Das war unser bislang größtes Turnier. Wir haben mehr erreicht als erwartet", freut sich Jens Jockel, der die WM vor Ort in offizieller Mission miterlebte. Der Lenneper ist Südamerika-Direktor des Verbandes.

In Abwesenheit des Weltmeisters "County of Nice" (Nizza) gingen zwölf Teams am Start. Direkt qualifiziert waren Abchasien als Gastgeber und Europameister Padanien (Po-Region in Italien). "Die anderen zehn Teilnehmer wurden von unseren Mitgliedern gewählt", erklärt Jockel.

Vor allem vom professionellen Auftreten des Gastgeberlandes, das extra für die WM ein neues Stadion mit einer Kapazität von 4500 Zuschauern baute, und von der Stimmung war Jockel beeindruckt: "Das ging bereits mit der Eröffnungsfeier los.". Auch bei den Gruppenspielen, die in Gagra und der Hauptstadt Sochumi stattfanden, war überall die Begeisterung zu spüren. Die Partien der Gastgeber waren ausverkauft, und bei den anderen Begegnungen gab es ebenfalls einen großen Zuschauerzuspruch.

Auch abseits der Stadien war die WM-Begeisterung greifbar. "Kinder kamen mit einem Bild von Messi, um Autogramme der Spieler von Somaliland oder den Chagos Islands zu ergattern", berichtet Jockel. Wildfremde Menschen hätten ihn und seine ConIFA-Kollegen umarmt und sich bedankt, dass die WM in ihrem Land stattfand.

Auf dem Siedepunkt war die Stimmung beim Endspiel zwischen dem Team des Gastgebers und dem Überraschungsfinalisten Punjab aus Indien. Die Partie im Dinamo-Stadion in Suchumi verfolgten die nahezu doppelte Menge. "Die Zuschauer standen auf den Zäunen, in den Gängen - einfach überall", berichtet Jockel.

Und die Fans bekamen ein echtes Spektakel zu sehen. Bis zur 88. Minute führte Punjab mit 1:0, dann glich Abchasien aus. Nachdem in der Verlängerung keine weiteren Treffer gefallen waren, kam es zum Elfmeterschießen. "Da lag Abchasien schon mit 1:3 hinten und hat am Ende doch noch gewonnen", schildert Jockel. Was danach los war, lässt sich unschwer an der Reaktion des Präsidenten des Landes ablesen: Das Staatsoberhaupt zeigte sich generös und gab dem ganzen Land spontan am nächsten Tag arbeitsfrei.

Der Endstand: 1. Abchasien, 2. Punjab (Indien), 3. Nord-Zypern, 4. Padanien, 5. Sapmi (Lappland), 6. West-Armenien, 7. United Koreans of Japan, 8. Kurdistan, 9. Székely Land (Rumänien), 10. Somaliland, 11. Raetia (Schweiz), 12. Chagos Islands (Inselgruppe südlich der Malediven).

(RP)
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