Remscheid Spendenaktion für Moschee wird kritisch gesehen

Remscheid · Bei einer öffentlichen Presbyteriumssitzung am Wochenende sprachen die Vorsitzenden der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen mit den Anwesenden über das Zusammenleben von Muslimen und Christen. Das ursprüngliche Thema rückte allerdings eher in den Hintergrund, weil die Gemeindemitglieder mit dem anwesenden Superintendenten Hartmut Demski hauptsächlich über die Kollekte für die Remscheider Moschee sprechen wollten.

Zum Hintergrund: Beim Neujahrsempfang in Remscheid hatte Demski um eine Spende für den Bau einer Moschee der Remscheider Ditib-Gemeinde gebeten. 450 Euro kamen zusammen. Die Reaktionen darauf fasste Demski am Freitag wie folgt zusammen. "Ich habe 180 Mails bekommen, von denen der größte Teil anonym, aggressiv und ablehnend war. Dabei waren Bilder von Terroropfern, ich wurde als Unterstützer von Mördern bezeichnet. In einer Mail wurde mir sogar nahegelegt, besser Mullah zu werden." So harsch fielen die Worte der Zuhörer am Freitagabend zwar nicht aus, doch auch sie standen der Kollekte kritisch gegenüber. Es wurden Bedenken geäußert, inwieweit die Ditib-Gemeinde durch den türkischen Staat finanziert werde und wie groß der Einfluss der Türkei sei. "Die Ditib-Gemeinden werden zwar durch den türkischen Staat gefördert, müssen aber einen hohen Eigenanteil für den Bau von Moscheen aufbringen. Außerdem haben die Gemeinden nicht die Absicht, politisch aktiv zu werden, sondern denken ganz im Gegenteil sehr säkular", sagte Pfarrer Ulrich Seng.

Seine im Publikum sitzende Frau stand der Kollekte ablehnend gegenüber. "Ich finde nicht, dass der Superintendent zu solch einer Spende aufrufen kann. Der demokratische Staatsbürger Hartmut Demski kann das sicherlich, aber in seiner christlichen Funktion gibt es andere Dinge, die vorrangig sind", meinte Cornelia Seng. Die anderen Zuhörer applaudierten. Viele der Anwesenden waren der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Toleranz und Förderung gebe.

Es gab auch einige Gegenstimmen im Publikum wie die von Michael Müller. "Mir persönlich ist diese Kollekte als Geste sehr nahe gegangen. Und die Spendenbereitschaft zeigt ja auch, dass es nicht nur mir so ging", sagte Müller.

Demski wehrte sich gegen die Vorwürfe und erläuterte, dass es bei der Förderung nicht um die Moschee gehe, sondern um die Freundschaft zwischen Christen und Muslimen. Zur Seite stand ihm besonders Pfarrer Seng. "Mich irritiert die Irritation, die die Kollekte hervorgerufen hat. Religionen bringen Menschen heute eher gegeneinander auf — das halte ich für fatal. Diese Geste wird Türen öffnen, ich bin der Meinung, dass wir die sich bietende Möglichkeit zu einer tollen Gemeinschaft nutzen sollten."

(RP)
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