Remscheid SPD will Sonderspur kippen

Remscheid · Wird der Stadtwerkebus ausgebremst? Der massive Bürgerprotest von Anliegern an der Ueberfelder Straße in einer Sonderssitzung der Bezirksvertretung macht einige Politiker nachdenklich.

„Frisierte Zahlen“, „vorprogrammiertes Verkehrs-Chaos“, „kaputte Straßen“ – das sind nur drei aus einer ganzen Liste von Vorwürfen, mit denen sich Politik, Verwaltung und Stadtwerke in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Süd am Mittwochabend konfrontiert sahen. Rund 60 Anlieger der Ueberfelder Straße, darunter auch der Leiter der hier ansässigen Mercedes-Vertretung, Jens Auge, machten auf Einladung der SPD Front gegen die geplante Bus-Sonderspur, die den Durchstich zum Industriegebiet Auf dem Knapp schaffen soll.

Die Stadtwerke wollen mit dieser neuen Linienführung der Linie 664 die Buslinie 665 einsparen und damit über 70 000 Euro im Jahr einsparen, wie Horst Schmidt-Schulz von den Stadtwerken erklärte. Die Arbeiter im Industriegebiet, bislang mit wenigen Fahrten der 665 unterversorgt, sollen bald besser mit dem Bus von und zur Arbeit kommen.

Zahlen in Zweifel gezogen

Diese Zahlen, die in alten Ratsunterlagen zum Thema noch niedriger angesetzt waren, zweifeln die Bürger ebenso sehr an wie die Beweiskraft des Videos, das im Ratssaal gezeigt wurde. Es zeigte Probefahrten des Busses, der überall problemlos durchkommt – von Engpässen keine Spur.

Höhnisches Gelächter erntete der Streifen. Vorwurf: Er sei gezielt zu unkritischen Tageszeiten gedreht und so geschnitten, dass alle kritischen Punkte nicht gezeigt werden. „Was sie da planen, wird unweigerlich zum Chaos führen“, sagte Jens Auge. Schon jetzt sei die Straße mit dem Anlieferverkehr der beiden Autohäuser (auch Ford hat dort seinen Standort) sehr stark belastet. 80 bis 100 Busse zusätzlich seien auch unter Umweltgesichtspunkten nicht mehr zumutbar, Staus im Begegnungsverkehr programmiert.

Ein voll besetzter Bus sei eine effektive Umweltentlastung, konterte Stadtplaner Hans-Otto Heming. Die Stadt müsse auch die Interessen der Bürger vertreten, die einen guten ÖPNV wollen.

Anwohner der angrenzenden Anliegerstraßen befürchten, dass die Öffnung der Durchstiches (der bislang nur ein Fußweg ist) den Ausweichverkehr von der Lenneper Straße anlocken könnte. Schon jetzt sei der Bewegungsspielraum für ihre Kinder sehr eingeengt.

Michael Schleifer, Sprecher der Anlieger, nennt die 150 000 Euro, die der Durchstich kostet, eine unnütze Geldausgabe, die sich die hochverschuldete Stadt sparen sollte. So oft werde sich der Bus in der Straße festfahren, dass der Fahrplan nicht einzuhalten sei. Verspätungen seine vorprogrammiert.

Die SPD zeigte sich beeindruckt von den Argumenten der Bürger und stellte nach zwei Stunden Sitzung den Antrag, den Beschluss zu kippen und den Durchstich nicht zu bauen. Abgestimmt wurde darüber aber nicht. Der Rest der Parteien hat noch Beratungsbedarf.

(RP)
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