Remscheid Sorge um den Arbeitsmarkt

Remscheid · Fachleute der bergischen Wirtschaft blicken skeptisch in die Zukunft. Es gebe zwar Zeichen für einen Aufschwung, doch die Arbeitslosenstatistik werden sie noch nicht verbessern.

Wie wird das Jahr 2010? Experten, Wirtschaftsleute und Politiker wagen eine Prognose und nennen die wichtigsten Herausforderungen.

Bergische Industrie- und Handelskammer Das Jahr 2009 hat der bergischen Wirtschaft den stärksten Umsatzeinbruch der Nachkriegszeit gebracht. Das sagt Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal-Solingen-Remscheid. Den Umsatzrückgang für alle Branchen beziffert er auf durchschnittlich sechs Prozent, wobei es Extremwerte von bis zu 30 Prozent gibt. Er selbst gehöre jedoch zu den verhaltenen Optimisten, die für das Jahr 2010 auf einen langsamen Aufstieg hoffen, sagt Wenge. Allerdings sei ein beginnender Aufschwung erfahrungsgemäß nicht sofort mit mehr Arbeitsplätzen verbunden. Positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt stellen sich also erst später ein.

IG Metall Remscheid-Solingen "Wir gehen davon aus, dass es mit der Arbeitslosigkeit schlimmer wird", sagt Norbert Lux, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Remscheid-Solingen. Die Kurzarbeit habe den Betrieben über eine Durststrecke hinweg geholfen, doch vielfach laufe nun die Höchstförderdauer aus, und es sei mit Entlassungen zu rechnen. Auch Insolvenzen seien zu befürchten. Vorteil der Kurzarbeit sei aber, dass die jetzt von Entlassung Betroffenen erst 2011 in Hartz IV rutschen. Dann ist die Wirtschaftskrise womöglich schon ausgestanden und es gibt wieder mehr freie Stellen.

Agentur für Arbeit Solingen/Remscheid Die angespannte Auftragslage habe einigen Unternehmen so stark zugesetzt, dass sie darauf schon mit Personalanpassungen reagiert haben, sagt Peter Kraps, Remscheider Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit. Dadurch sei die Arbeitslosigkeit im Jahr 2009 um über 1000 auf fast 6000 Betroffene gestiegen. "Wenn nicht schon früh Kurzarbeit eingeführt worden wäre, dann wäre der Druck auf den Arbeitsmarkt noch deutlich stärker", sagt Kraps. Aktuell werde in fast 400 Remscheider Betrieben kurzgearbeitet. Betroffen sind über 5000 Beschäftigte. "Für das neue Jahr zeigen die Signale für mich noch nicht in eine konkrete Richtung, aber eins ist klar: Der Arbeitsmarkt kommt in stürmisches Fahrwasser, wenn es nicht gelingt, die Auftragslage in den Betrieben nachhaltig zu verbessern", sagt Kraps.

Volksbank Remscheid-Solingen Den Banken kommt im laufenden Jahr eine große Verantwortung zu, sind sie es doch, die einen möglichen Aufschwung mit Krediten begleiten müssen. Dessen ist sich Volksbank-Vorstand Frithjof Grande bewusst. Er beobachtet Zeichen eines leichten Aufschwunges, "aber als gefestigt kann man das noch nicht betrachten". Zudem sehe er die Gefahr, dass im laufenden Jahr die Arbeitslosigkeit steigt. Die bergischen Banken seien bereit, die Betriebe zu unterstützen. Schon in der Vergangenheit hätten sie eng mit den zumeist mittelständischen Unternehmen zusammen gearbeitet, betont Grande.

(RP)
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