Skulpturenpark in Wuppertal Werke von zauberhafter Einfachheit

Wuppertal · Der irische Künstler Sean Scully zeigt Skulpturen und Malerei im Skulpturenpark. Noch sind nicht alle Arbeiten des weltbekannten Künstlers zu sehen. Drei Skulpturen entstehen aus Material, das aus hiesigen Steinbrüchen stammt.

 Werke von Sean Scully in der unteren Ausstellungshalle im Skulpturenpark Waldfrieden.

Werke von Sean Scully in der unteren Ausstellungshalle im Skulpturenpark Waldfrieden.

Foto: Christian Peiseler/Chistian Peiseler

Die Transportfirmen für die Skulpturen des Künstlers Sean Scully müssen in der Lage sein, mehrere Tonnen Material in den Skulpturenpark Waldfrieden zu bringen. Bis zu 18 Tonnen wiegt zum Beispiel eine dieser geschichteten Skulpturen aus Eisenbahnschwellen. „Sleeper Stack“ heißt sie und hat einen Standort zwischen Bäumen gefunden.

Die neue Ausstellung im Park Waldfrieden von Tony Cragg präsentiert insgesamt 22 Arbeiten des irischen Künstlers aus New York. Darunter befinden sich auch Gemälde des weltberühmten Malers. Die Werke stehen und hängen in den drei Pavillons und im Freien.

Als Scully vor einem Jahr in Wuppertal weilte, entdeckte er im Bergischen Land einen Steinbruch. Die Phantasie des Bilderhauers sprang an. Drei Skulpturen entwarf Scully. Sie sind noch nicht zu sehen, denn die Ausstellung entsteht erst nach und nach. Die Corona-Krise machte eine verlässliche Planung unmöglich. Tony Cragg ist aber froh, seinen Skulpturenpark wieder öffnen zu können. Wer im Laufe der nächsten Wochen den Park besucht, wird immer neue Werke von Scully entdecken können. Im Herbst will der Ire selber wieder das Bergische Land besuchen, sagt Cragg. Zur Pressekonferenz war er am Mittwoch live aus New York zugeschaltet.

Kennzeichen der Kunst Scullys ist ein Bildaufbau aus parallelen, gegeneinander versetzten, unterschiedlich langen, horizontalen oder vertikalen Streifen. Dabei bedient er sich vornehmlich warmer, pastoser Farben zwischen Orange, Rot, Braun, zusammen mit Grau und Schwarz in fein nuancierten Übergängen. Die Farbstreifen überschneiden sich nie, sondern finden ihr Ende da, wo sie aneinanderstoßen, und fügen sich zu rhythmisch strukturierten Feldern. Manche Bilder setzen sich aus mehreren Paneelen zusammen, wobei die Gesamtheit der Bildelemente eine geometrisch aufgebaute Komposition ergibt. Das ist gut an dem Werk „What Makes Us“ aus dem Jahr 2017 zu erkennen. Ein Gemälde von drei Metern Höhe und fünf Metern Breite. Gerne greift Scully auf die Form des Triptychons zurück.

Seine Skulpturen trotzen der gesetzmäßigen Schwere der Gravitation eine poetische Leichtigkeit ab. Sie versprühen eine luftige Stabilität. Mit seiner Farbwahl von erdfarbenen Tönen schlägt sich Scully mehr auf die melancholische Seite und die Randzonen der Sehnsucht. Das gilt auch für seine Werke mit Muranoglas. Die Leuchtkraft der Schichten aus Glas strahlt eher nach innen als nach außen.

Sean Scully selbst schreibt seinen Werken eine erzählerische Wirkung zu. Sie seien „wie Körper, die zusammenkommen, die sich berühren, sich trennen. Die zusammenleben, in Harmonie oder in Disharmonie. Der Charakter dieser Körper verändert sich ständig in meiner Arbeit, abhängig von der Farbe, von der Lichtdurchlässigkeit und Transparenz der Oberfläche. Das alles verleiht ihnen ihre Eigenart, ihr Wesen. Der Rand definiert die Beziehung zum benachbarten Körper, er setzt sie in einen Kontext. Meine Bilder wollen Geschichten erzählen, die ein abstraktes Gegenstück zu dem Auf und Ab menschlicher Beziehungen sind. Sie wollen erzählen, wie es möglich ist, sich als Mensch in diesem Geflecht zu entwickeln.“

Die Ausstellung ist bis Januar 2021 zu sehen.

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