Remscheid Situation der Flüchtlinge in Remscheid bleibt angespannt

Remscheid · Rechtsdezernentin Reul-Nocke gab Lagebericht bei den Hasenberger Vorträgen. Sorge im Publikum, dass Anti-Stimmung wächst.

Zwar sei die Zahl der neuankommenden Flüchtlinge im Vergleich zu 2015 gesunken, aber: "Es kommen bis zum Jahresende nach wie vor 20 Menschen pro Woche an. Diese Menschen brauchen Wohnraum, sie müssen versorgt werden. Die Situation bleibt angespannt", sagte Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke bei den Hasenberger Vorträgen im Evangelischen Gemeindezentrum Hasenberg. Sie referierte über die derzeitige Situation der Flüchtlinge in Remscheid. Pfarrer Friedhelm Haun freute sich über das "große Interesse" an einem "schwierigen Thema". Rund 80 Interessierte waren ins Gemeindezentrum am Höhenweg gekommen.

Reul-Nocke gab mit ihrer ruhigen Art und vielen Zahlen zunächst einen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre, unterschied außerdem die Begrifflichkeiten "Flüchtling", "Migrant" und "Asylsuchender" und ging auch auf die Situation derjenigen ein, die als sogenannte Geduldete zwar kein Anrecht auf Asyl haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht abgeschoben werden können. "Remscheid hat knapp 111.000 Einwohner, davon sind rund 18.000 Ausländer. Derzeit sind 1406 Menschen anerkannte Flüchtlinge", so die Rechtsdezernentin. Die Stadt habe aus den bisherigen Aufgaben gelernt, sagte Reul-Nocke weiter. Und es sei wichtig, dass neben der finanziellen Unterstützung der Kommunen durch das Land auch Strukturen wie ein abgestimmtes Integrationskonzept geschaffen würden. "Darin müssen die Fragen nach Kita-Plätzen, Schulplätzen und letztlich der beruflichen Integration geklärt sein", sagte Reul-Nocke, die sich angesichts der Herausforderungen zuversichtlich gab: "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Aufgabe, diese Anzahl von bleibeberechtigten Flüchtlingen stemmen können, wenn alle zusammen helfen." Besonders lobend hob sie dabei die ehrenamtliche Arbeit hervor.

"Ich habe Angst", sagte eine Dame aus der Runde. Nicht etwa vor den Flüchtlingen - vielmehr davor, dass auch in Remscheid eine Anti-Stimmung salonfähig werden könnte: "Das haben wir ja schon einmal erlebt in Deutschland", brachte sie es auf den Punkt. Und stellte gleichzeitig die Frage: "Wie kann man solchen Menschen denn entgegentreten?"

Ein Punkt, der sowohl aus dem Publikum beantwortet wurde als auch von Reul-Nocke, die sagte: "Ich sehe es nicht, dass Remscheider benachteiligt werden. Wenn solch ein Neid kolportiert wird, ist das großer Quatsch." Auch sonst war der Tenor eindeutig: "Die Neiddiskussion kann man am ehesten dadurch beenden, indem man fragt: Wo haben Sie konkret gemerkt, dass ein Flüchtling Ihnen geschadet hat? Haben Sie eine Wohnung nicht bekommen? Wegen eines Flüchtlings? Meistens kommt dann nämlich nichts mehr", sagte ein Mann aus dem Publikum.

(RP)
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