Remscheid Sie helfen nach einem Verkehrsunfall

Remscheid · Michael Bartsch und Ralf Wentland sind seit einem Jahr Opferschutzbeauftragte. Ihre erste Bilanz ist positiv.

 Ralf Wentland (l.) und Michael Bartsch haben sich auf ihre Aufgaben mit einem einwöchigen Seminar vorbereitet. Doch trotz aller Erfahrung und Routine gibt es immer wieder Augenblicke, in denen sie schlucken müssen.

Ralf Wentland (l.) und Michael Bartsch haben sich auf ihre Aufgaben mit einem einwöchigen Seminar vorbereitet. Doch trotz aller Erfahrung und Routine gibt es immer wieder Augenblicke, in denen sie schlucken müssen.

Foto: Nico Hertgen

Vor manchem Gang hat Ralf Wentland bis heute ein mulmiges Gefühl. "Wenn man den Klingelknopf drückt und jemandem gegenübersteht, dem man sagen muss, dass sein Angehöriger einen Verkehrsunfall hatte, dann ist das schon eine Überwindung", sagt er. Seit einem Jahr sind die Polizeihauptkommissare Ralf Wentland und Michael Bartsch mit dem Opferschutz nach schweren Verkehrsunfällen beauftragt. Wurden diese Aufgaben bislang von den polizeilichen Opferschutzbeauftragten wahrgenommen, die auch nach Straftaten zum Einsatz kommen, so ist dieser Bereich nach einer landesweiten Umstrukturierung jetzt bei der Abteilung für Unfallprävention, also der Vorbeugung, angesiedelt.

Für Wentland und Bartsch, die sonst Klein- und Schulkinder bei Ortsterminen auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam machen, war dies eine Umstellung — aber auch eine Bestätigung für ihre bisherige Arbeit: "Die Unfälle zeigen uns, wie wichtig die Vorbeugung ist", betonen beide.

In 40 Fällen konnten Bartsch und Wentland bereits weiterhelfen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Betroffene den Unfall verschuldet haben oder nur in ihn verwickelt wurden. Als "schwer" gelten Verkehrsunfälle, wenn eines oder mehrere Opfer mit ihren Verletzungen ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. In aller Regel machen die Sachbearbeiter ihre Kollegen darauf aufmerksam, dass deren Hilfe vonnöten ist. Dann besuchen sie den Betroffenen im Krankenhaus "und schauen, ob er gut versorgt ist." Oder sie fahren zu den Angehörigen nach Hause und beraten sie. Damit sind sie nicht zu verwechseln mit Seelsorgern, die sich schon am Unfallort um traumatisierte Opfer und Ersthelfer kümmern.

Gleichwohl werden Bartsch und Wentland auch mit seelischen Nöten konfrontiert. In diesen Fällen vermitteln sie die Opfer beispielsweise an die Trauma-Ambulanz der Universität Wuppertal oder andere psychologische Beratungsstellen. "Wir können auf ein gut ausgebautes Netz an Hilfen zurückgreifen", berichtet Bartsch. Auch bei rechtlichen oder finanziellen Fragen sind den Beamten Grenzen auferlegt und verweisen ebenfalls an Fachleute. Das Leid, das ein Verkehrsunfall auslösen kann, hat die beiden erfahrenen Polizisten sensibel gemacht. "Vor allem dann, wenn es unter den Opfern Kinder gibt, die so alt wie meine eigenen sind", sagt Bartsch. Beide raten eindringlich zur Vorsicht: "Unfälle passieren nicht einfach. Sie werden verursacht", sagt Bartsch. "Es kann jedem passieren. Jederzeit. Überall."

(RP/ac)
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