Politik Nach Anzeige gegen Seehofer steht  Sven Wolf  im Fokus

Für seine Aktion zum Thema Abschiebung wird der Remscheider Landtagsabgeordnete hart kritisiert.

 Der Remscheider Landtagsabgeordnete Sven Wolf.

Der Remscheider Landtagsabgeordnete Sven Wolf.

Foto: Jürgen Moll

Nach dem Shitstorm, der über ihn hereingebrochen ist, hat Sven Wolf seinen Humor nicht verloren. „Ich habe mich vorübergehend ins englische Exil begeben“, scherzt der Remscheider SPD-Landtagsabgeordnete. Mit Schülern des Röntgen-Gymnasiums weilt er im mittelenglischen Worcester.

In Deutschland wird er derweil beschimpft. Anlass: Wolf hatte sich in die Abschiebe-Affäre um den Islamisten und Bin-Laden-Leibwächter Sami A. eingemischt und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) per Fax bei der Bundesstaatsanwaltschaft in Berlin wegen Rechtsbruchs angezeigt.

Sowohl im sozialen Netzwerk Facebook als auch auf Wolfs eigenen Online-Kanälen unterstellten ihm zahlreiche Nutzer daraufhin die Unterstützung eines Terrorverdächtigen. Wolf weist das nochmals zurück. „Auch ich will, dass dieser Mann Deutschland verlässt – und zwar dauerhaft verlässt.“ Deshalb müssten bei seiner Abschiebung die Prinzipien des Rechtsstaats eingehalten werden, was der Innenminister nicht getan habe, sagt Wolf: „Horst Seehofer ist verantwortlich für die Rückholaktion. Ich will, dass solche Leute rechtssicher abgeschoben werden.“

Damit stellt sich der Politiker nicht hinter den Gefährder Sami A.. Bei vielen Menschen ist aber offenbar genau das angekommen. „Am Wochenende waren wir zum Teil zu dritt damit beschäftigt, auf die Reaktionen zu antworten“, berichtet Wolf. Über E-Mail und Facebook reagierten einige wenige Bürger freundlich auf seine Einmischung in den Fall. Andere sehen seine Anzeige als Methode, öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Die meisten aber beschimpften, beleidigten und bedrohten den Politiker.

Wolf bleibt gelassen. „Ich habe keine Angst nach solchen Reaktionen“, sagt er. Schon seine Tätigkeit als Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der NSU-Verbrechen in Nordrhein-Westfalen und der Behörden-Versäumnisse im Fall des Berlin-Attentäters Anis Amri hatten den SPD-Mann zur Zielscheibe gemacht.

„Es scheint, ich habe mit meiner Anzeige mitten in die rechte Blase hineingestochen“, sagt er heute. Wobei: „Oft sind es doch nur wenige, die sich in den sozialen Medien äußern und nur den Eindruck erwecken wollen, sie seien ganz viele. Ich glaube nach wie vor, dass die allermeisten Menschen in Deutschland an den Rechtsstaat glauben und ihn verteidigen.“

(Boll)
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