Remscheid Sehnsucht nach einer neuen Heimat

Remscheid · Flüchtlinge und zwei Deutsche beeindruckten als Laiendarsteller das Publikum mit dem Stück "Flucht nach vorne".

 Mit einfachen Mitteln, aber starken Bildern und Szenen vermittelte das Ensemble im Saal der St. Suitbertus-Gemeinde Einblicke in das Leben von Flüchtlingen. Das Theaterporjekt hat der Caritasverband ins Leben gerufen. Die künstlerische Leitung hatten Dilara Baskinci und Charlotte Arndt.

Mit einfachen Mitteln, aber starken Bildern und Szenen vermittelte das Ensemble im Saal der St. Suitbertus-Gemeinde Einblicke in das Leben von Flüchtlingen. Das Theaterporjekt hat der Caritasverband ins Leben gerufen. Die künstlerische Leitung hatten Dilara Baskinci und Charlotte Arndt.

Foto: nico hertgen

Mit einer überragenden Resonanz feierte das Theaterprojekt des Caritas-Verbandes am Wochenende Premiere. Das junge Laien-Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Dilara Baskinci und Charlotte Arndt - bestehend aus zwei Remscheidern und acht Geflüchteten aus aller Welt - überraschte, berührte und erfreute die rund 100 Zuschauer.

Am Ende standen alle auf, applaudierten kräftig und jubelten laut den zehn Laiendarstellern zu. In knapp 90 Minuten hatten es diese jungen Menschen aus aller Welt geschafft, dem Remscheider Publikum im Johannes-Saal der St. Suitbertus Gemeinde mit ihrem Stück "Flucht nach vorne" Gefühle zu entlocken und ihnen eine wichtige Botschaft mitzugeben: Egal, wo wir herkommen, das Bedürfnis eine sichere Heimat haben zu wollen, einen Ort, wo wir, umgeben von Freunden und Familie, Liebe und Geborgenheit finden, verbindet uns alle.

Den Zuschauern gefiel es offensichtlich. "Ich hatte keine Vorstellung, wie es sein würde, aber ich bin überrascht, wie selbstbewusst diese jungen Menschen aus verschiedenen Nationen hier auftreten. Sehr bewegend", sagte beispielsweise Besucherin Christa Gläser.

Ein großer Haufen Hausrat, bedeckt mit großen blauen Planen, zierte das Bühnenbild der ersten Szene des Stückes. Im Chor erklang laut der Satz "Im Haus meiner Kindheit gab es." Ein Darsteller trat daraufhin auf die Bühne, nannte einen Gegenstand und holte diesen unter der Plane hervor. Diese Handlung wiederholte sich solange, bis sich die karge Bühne in eine gemütliche Wohnung verwandelt hatte. "Ich dachte immer, mein Zuhause sei ein unsinkbares Schiff", sagte eine junge Frau. "Bis der Krieg ausbrach und wir alle fliehen mussten."

Statt die offensichtlichen Unterschiede zwischen den Flüchtlingen zu thematisieren, konzentrierte sich das Stück auf die Gemeinsamkeiten aller Menschen. "Sie denken, ich bin anders", sagte beispielsweise Fatoumata, eine dunkelhäutige junge Frau aus Guinea. "Vielleicht sehe ich anders aus, rede anders, denke anders. Aber ich lache nicht anders." Sie begann herzhaft zu lachen, so sehr, dass sie das gesamte Publikum ansteckte, die nun mit ihr lachten. Es war ein großartiger Moment an diesem Theaterabend. Ebenso wie jener, als die drei Musikern des Royal Street Orchestra aus Wuppertal, die das Projekt musikalisch umwerfend gut begleiteten, eine schwungvolle und leichte Reggae-Melodie spielten.

Die Darsteller sangen dazu in verschiedenen Sprachen ihren selbstgeschriebenen Text. Es war ein Moment mit einer überwältigend symbolischen Aussagekraft. Wenn Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft, wie bei diesem Theaterprojekt zusammenarbeiten, sind die Erfahrungen nicht nur für den einzelnen bereichernd, es kann auch etwas Großartiges entstehen, wie die Zuschauer miterlebten.

(RP)
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