Remscheid Schulleiter: Bedarf an Beratung wächst
Remscheid · Dass Gymnasien jetzt von Anfragen überrollt werden, weil Eltern die Schulform frei wählen können, glaubt Dr. Thomas Giebisch, Direktor des Leibniz-Gymnasiums nicht. Sollte jedoch deren Aufnahmekapazität überschritten werden, werde nach der Empfehlung der Grundschulen geschaut. Fehlt die Eignung, müssen Kinder abgelehnt werden.
Reichen die Plätze in den fünften Klassen würden auch Kinder aufgenommen, die "nur" eine Empfehlung für die Real- oder Hauptschule haben. Giebisch: "Das kann kein kein Ausschlusskriterium sein." Jedes aufgenommene Kind werde gezielt gefördert, damit es dem Stoff folgen kann. "Bei der Anmeldung führen wir mit den Eltern aber intensive Beratungsgespräche", sagt er.
Nach seinen Erfahrungen als Erprobungstufen-Koordinator (Erprobungsstufe: 5./6. Jahrgangsstufe) vertraut Giebisch der Einschätzung der Grundschullehrer. Bei Erprobungsstufenkonferenzen mit Vertretern der Grund- und weiterführenden Schulen wurde nach Klasse 6 Bilanz gezogen. "Hatten Eltern auf eine ,höhere' Schulform trotz fehlender Eignung gepocht, scheiterten die Kinder häufig", berichtet Giebisch.
Um die Kinder vor Überforderung zu schützen, setzt auch Michael Birker, Direktor des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums, auf eine intensive Beratung. An seiner Schule hätten bisher 80 bis 84 Prozent die Empfehlung fürs Gymnasium, der Rest eine eingeschränkte Empfehlung. "Es ist wichtig, Eltern aufzuzeigen, dass ein Aufstieg in höhere Schulformen auch später noch möglich ist", sagt Giebisch. Haupt- oder Realschule seien keine Sackgassen. Grundschulrektoren verhehlen nicht, dass sich Kinder trotz schlecher Prognose später anders entwickeln können. "Wir sind keine Hellseher und können mal irren", räumt Martin Halbach, Leiter der Adolf-Clarenbach-Grundschule, ein. Wie er plädiert auch Jürgen Gottmann, Rektor der Goldenberger Grundschule, für eine sechsjährige Schulzeit. Doch einhellig sagten beide: Bisher vertraute das Gros der Eltern den Empfehlungen.
