Remscheid Schulessen für viele unbezahlbar

Remscheid · Immer mehr Remscheider Kinder essen mittags in der Schule. Doch der Anteil der Eltern, die die Mahlzeit nicht bezahlen können, wächst. "Möhrchen", das Land und bald das Bildungspaket schließen Finanzierungslücken.

In der offenen Ganztagsgrundschule (OGS) Eisernstein werden Schüler satt. Auch Kinder aus Familien, die jeden Cent umdrehen, nehmen mittags die vom OGS-Team servierte Mahlzeit ein. "Von den 85 Kindern, die am Mittagessen teilnehmen, bekommen 69 eine finanzielle Unterstützung – das sind drei Viertel", sagt OGS-Leiterin Marion Kriewald.

Der Anteil der Kinder, die auf diese Weise unterstützt werden, ist seit Vereinsgründung im Jahr 2006 stetig gewachsen. Das berichtet Jörg Biermann, Leiter des Schulverwaltungsamtes und Vorstandsmitglied von "Möhrchen", im Gespräch mit der BM. 2006 lag die Förderquote bei zwölf Prozent. "Heute werden 29 Prozent der OGS-Kinder unterstützt." Zuschüsse erhalten zudem 99 Kinder in weiterführenden Ganztagsschulen

Durch die aktuelle Hartz-IV-Reform wird sich künftig die Bezuschussung ändern. Bisher fließt ein Euro pro Kind und Mahlzeit aus einem Fonds des Landes sowie 50 bis 75 Cent vom Förderverein "Möhrchen", der Kindern aus Hartz IV-Familien die Schulkost sichert. Er übernimmt den Anteil, den eigentlich die Stadt zahlen müsste, es aber als arme Kommune nicht kann. Ein Euro Eigenanteil pro Mahlzeit müssen die Eltern tragen.

Ein Drittel erhält Zuschüsse

.Der Landesfonds läuft 2011 aus. Stattdessen werden "im Rahmen des Bildungspakets der Bundesregierung die tatsächlichen Essenskosten gedeckt. Der Eigenanteil der Eltern von einem Euro pro Mahlzeit bleibt jedoch", sagt Dirk Faust, Referent des Sozialdezernenten, zur Hartz IV-Reform. Kostet das Essen 2,20 Euro, fließen also 1,20 Euro. Auch Wohngeldempfänger erhalten diese Unterstützung. Für Möhrchen werden sich die Aufgaben möglicherweise verschieben. Denn auch Geringverdienern und Mittelschicht-Familien mit mehreren Kindern falle es schwer, das Essensgeld aufzubringen, sagt Astrid Kahlke-May, Leiterin der OGS Am Stadtpark. Neben dem Elternbeitrag für die OGS fallen dann gleich mehrere Essensbeiträge an. Die OGS-Träger hätten mit Zahlungsrückständen zu kämpfen. Deshalb sei der Preis fürs Mittagessen scharf kalkuliert. "Wir schauen immer nach Sonderangeboten", berichtet Kahlke-May. 1,80 Euro kostet die Mahlzeit, es gibt auch noch Obst und ein Frühstück.

Mahnung für säumige Zahler

Eine Preiserhöhung stehe bevor, weil der Caterer für Fleisch, Fisch und die Lieferung einen Aufschlag angekündigt hat. "Wir mahnen säumige Zahler regelmäßig an, schicken zweimal im Jahr Briefe raus, in denen wir klar machen, dass wir kein Geld mehr haben", schildert sie die Situation.

(RP)
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