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Remscheid Schüler machen gute Erfahrung mit Schulwechsel

Remscheid · Weniger strittig als erwartet verlief die Diskussion um ein "Abschulungsverbot" für Gymnasien und Realschulen. Die SPD hatte in die VHS eingeladen, "um in einem Prozess der Meinungsbildung" die Stimmung nicht nur in den eigenen Reihen ausloten.

Anlass war ein Antrag der SPD Dortmund an den Landesparteirat der NRW SPD, die Praxis des "Abschulens" in Gymnasien und Realschulen zu verbieten. Derzeit müssen Schüler des Gymnasiums oder der Realschule auf eine andere Schulform wechseln ("Abschulung"), wenn sie die dortigen Klassenziele nicht erreichen. Hauptschule, Sekundarschule und Gesamtschule sind verpflichtet, diese Schüler aufzunehmen. Das Abschulen soll durch eine sogenannte "Kultur des Behaltens" ersetzt werden, lautete der Antrag.

Gymnasien und Realschulen sollen verpflichtet werden, einmal aufgenommene Schüler zu einem Abschluss zu führen. Vor einer übersichtlichen Zuhörerschaft von rund 30 Personen nahmen zum Thema Stellung: Stephan Döring, Schulleiter des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums, Anne-Marie Faßbender, Schülerin und Vorsitzende des Remscheider Jugendrates, Erden Ankay-Nachtwein, Grundschullehrerin und Vertreterin des Integrationsrates sowie Ludger Müller, Leitender Gesamtschuldirektor der Rosa-Parks-Gesamtschule in Herten.

Vorab nannte Moderatorin Stefanie Bluth, stellvertretende Vorsitzende der SPD Remscheid, ein paar Zahlen: In den Jahren 2007 bis 2014 wechselten 181 Schüler von der Realschule zur Hauptschule und 161 Schüler vom Gymnasium zur Realschule. Den umgekehrten Weg gingen im selben Zeitraum zehn Schüler von Hauptschule zur Realschule und elf von Realschule zum Gymnasium.

Stephan Döring sprach sich für das Abschulen aus: "Ich bin dafür, dass wir jedem Kind die Schulform ermöglichen, die für es am geeignetsten erscheint." Anne-Marie Faßbender forderte, dass eine Entscheidung des Abschulens nicht über den Kopf des Schülers getroffen werde. Erden Ankay-Nachtwein sagte, dass Abschulen in anderen Ländern nicht üblich sei. "Das kommt auch hier bei den Eltern nicht gut an", sagte sie. Sie räumte ein, dass mehr Ressourcen geschaffen werden müssen, um Kinder mitzunehmen.

Ludger Müller setzte sich für die "Kultur des Behaltens" ein. Innerhalb der Grundschule funktioniere es ja auch, sagte er. Dass integrierte Schulen die Abgänger des gegliederten Schulsystems aufnehmen, sei "pädagogischer Schwachsinn". Zwei ehemalige "abgeschulte" Schüler meldeten sich zu Wort - der Wechsel in ein anderes Schulsystem habe ihnen in einer schwierigen Phase ihres Lebens gutgetan. Sie haben dadurch deutlich an Selbstwertgefühl gewonnen - das Abitur haben sie auf einem anderen Weg erreicht. Sabine Ernst (Realschule) nannte "als größte Demütigung für ein Kind eine unerfüllbare Aufgabe".

Hans Heinz Schumacher (E.M.A.-Gymnasium) sagte: "Wir müssen jeden Schüler aufnehmen." Ihn dann nicht mehr rauslassen zu können, führe zur Frustration der Kinder. Vor allem die Migrationskinder seien die Leidtragenden. Sein Vorschlag: Die Gesamtschulen sollten Plätze für Abgänger vorhalten.

(RP)
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