Lesung Kermanis Reportagen verändern den Blick auf die Welt

Remscheid · Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, besuchte eine Tagung des evangelischen Kirchenkreises Lennep. Es las aus seinem Buch „Entlang den Gräben“.

 Navid Kermani liest im Gemeindesaal an der Johann-Sebastian-Bachstraße. 

Navid Kermani liest im Gemeindesaal an der Johann-Sebastian-Bachstraße. 

Foto: Christian Peiseler

Der Schriftsteller Navid Kermani gehört zu den wenigen Intellektuellen in Deutschland, die sowohl im kleinen Rahmen lesen wie auch an prominenten Orten ihre Stimme erheben. Kermani stand in der Frankfurter Pauls-Kirche, als ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde, und er hielt die Rede im Bundestag zu 65 Jahre Grundgesetz. Gestern kam er als Gast ins evangelische Gemeindehaus an der Johann-Sebastian-Bach-Straße.

Er sollte für Inspirationen sorgen bei den Teilnehmer einer Fachtagung des evangelischen Kirchenkreises Lennep. In den Zeiten, in denen es in der Gesellschaft zunehmend unruhiger werde, bekomme die schulische und die außerschulische Bildung spürbar stärker den Auftrag, Kindern und Jugendlichen Wege zu einem friedlichen Miteinander aufzuzeigen, heißt es in der Einladung für die Erzieher*innen, Pfarrer*innen, Lehrer*innen, die sich im ersten Stockwerk des Gemeindehauses versammelt haben.

Kermani kommt pünktlich. Mit einem alten schwarzen BMW mit Kölner Kennzeichen steht er um kurz vor zehn Uhr vor dem Gemeindehaus. Graues Jackett, dunkelblaues Hemd und Rucksack. Freundliche Augen hinter einer fast randlosen Brille schauen einen an, wenn man Kermani die Hand drückt. Ein sympathisches Gemisch aus Zurückhaltung und Präsenz. Kermani liest einige Passagen aus seinem Buch „Entlang den Gräben“. Es handelt sich um Reportagen in den Osten Europas bis in den Iran, der Heimat Kermanis. Für den „Spiegel“ war er unterwegs. 54 Tage insgesamt. Und schon nach den ersten Seiten ist klar, welche Inspirationen er geben kann. Seine Berichte aus fernen Ländern und fremden Menschen erzwingen einen Perspektivwechsel auf die deutsche Vergangenheit und die aktuellen Probleme in der Region. Kermani ist ein feinsinniger Beobachter. Wenn es in Vilnius auch Stolpersteine vor den Häusern von ermordeten Juden geben würde wie in Deutschland, die Hälfte aller Bürgersteige der Lettischen Hauptstadt würden golden glänzen. „Der Völkermord fand im Osten statt“, sagt Kermani. Ob er aus seinen Reportagen liest oder Fragen beantwortet, er wirft ein neues Licht auf Vergangenheit und Gegenwart. Die Besucher standen anschließend Schlange, um sich seine Bücher signieren zu lassen.

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