Remscheid Schlachtplatte – bissig und köstlich

Remscheid · Fünf Kabarettisten servierten in der Klosterkirche einen satirischen Jahresrückblick. Der war nicht leicht verdaulich.

 Sie servierten einen Jahresrückblick, der mitunter im Hals stecken blieb: Robert Griess, Matthias Reuter (mit Perücke), Jens Neutag (stehend) sowie Markus Riedinger (l.) und Adrian Engels (r.) von Onkel Fisch.

Sie servierten einen Jahresrückblick, der mitunter im Hals stecken blieb: Robert Griess, Matthias Reuter (mit Perücke), Jens Neutag (stehend) sowie Markus Riedinger (l.) und Adrian Engels (r.) von Onkel Fisch.

Foto: Jürgen Moll

Kabarettisten haben Missstände zum Fressen gerne. Da lässt sich allerhand zum Gaudi des Publikums ausschlachten. Oder — wenn es sich um Personen dreht — abschlachten, manchmal sogar hinschlachten. Alles das war vorhanden bei der Jahresendabrechnung 2013 der selbst ernannten "Satire-SEK" rund um Robert Griess, Jens Neutag und Matthias Reuter. Diesmal gesellten sich die beiden Trara-Metzger von "Onkel Fisch" dazu.

Und so lag dann für jeden in der ausverkauften Klosterkirche etwas auf der Schlachtplatte, an das er sich laben konnte ohne Rücksicht auf den eigenen Magen: Sehr, sehr Bissiges von Robert Griess mit garantiert saurem Aufstoßen, nicht weniger böse, jedoch ein bisschen mehr durchgebratene Kost von Lenneps Kabarettwunderkind Jens Neutag sowie locker-flockig und mit süffisantem Lächeln servierter musikalischer Hackbraten mit allem Drum und Dran von Matthias Reuter. Zusätzlich beteiligten sich quer durch alle gesellschaftlichen Innereien mit viel Klamauk und Krach Adrian Engels und Markus Riedinger als Onkel Fisch am Schlachtfest.

Natürlich konnten auch alle zusammen nicht jedes Stück Gammel-Fleisch aus dem weltweiten Alltag des Jahres 2013 dem Publikum zum Fraße vorwerfen, aber die großen Themen servierten sie genüsslich grinsend mit sabberndem Kabarettistengeifer. Zunächst kam die heilige, datengierige Kuh der amerikanischen NSA dran. Damit sie auch in Lennep nichts verpasst, brüllte das Publikum mit diebischer Freude "Nine-eleven-Taliban — we want to kill the President!". Jens Neutag schloss sich mit seinen Highlights 2013 an: Wie kommt das Pferd in die Lasagne? Und der Bäcker zu seinem Stuten? Er bewies, dass unser Billig-Essen nur "Scheiße sein muss, wenn 100 Gramm Hühnerfleisch billiger sind als dieselbe Menge Klopapier".

Reuter legte einen flotten "NRW-Blues" auf die Tasten, als NRW-Abiturient hörbar überfordert mit dem zwölftaktigen Bluesschema — er kam nur bis elf.

Mit Onkel Fisch ist nunmehr ein eisenharter Putin auch in der "Tigerrbaddehosse" (mit rollendem "r") vorstellbar. Sie deklarierten ferner aufgrund der Antibiotika im Hühnerfleisch eine Hühnerfarm als "Ratio-Farm".

Nicht erst jetzt blieb die Schlachtplatte dem Publikum vor Lachen im Halse stecken. Auch als der Papst in der "Schwulendisco unter dem Petersdom" besungen wurde, die Bahn im Drama des Jahres "Warten auf Godot 2.0" im Schlacht-Glibber versank, die Fans ihre Bundeswehr mit "Wir woll'n den Auswärtssieg" anfeuerten, im "Brennpunkt" die Steueroasen verglühten und am Ende die "FDP-Allstars" Arbeiterlieder sangen: "Dem Josef Ackermann reichen wir die Hand." Für 2014 wünschen wir uns persönlich natürlich nur alles Gute und den anderen, dass sie im nächsten Jahr (wieder) auf der Schlachtplatte liegen. Damit wir was zum Lachen haben.

(begei)
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