Remscheid Ruhe finden, um das Grauen zu überwinden

Ein Flüchtlingskind ist traumatisiert und benötigt eine Therapie, um die Grauen des Krieges verarbeiten zu können - wie ein Junge aus Aleppo. Andere haben eine abenteuerliche Fahrt mit einer Schlepperbande überlebt oder in ihrem Heimatland Not und Bedrohung erlebt. Manche suchen Zuflucht bei entfernten Verwandten, einige haben hier niemanden als ersten Ankerpunkt. Einige brauchen erst einmal viel Ruhe - und wenig Bürokratie.

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) haben unterschiedliche Schicksale hinter sich, haben verschiedene Vorstellungen und Ziele, sagt Dirk Achenbach, Leiter der Allgemeine Sozialen Dienste bei der Stadt Remscheid. Er möchte jedem dieser jungen Menschen gerecht werden. "Wir betrachten jeden einzelnen Fall individuell und gehen auf die Wünsche der Jugendlichen ein", sagt er. So wie bei dem Jungen aus Aleppo, der einfach Ruhe wünscht, ein Stück Normalität.

Auf der einen Seite sind es diese individuellen Ausgangslagen, auf der anderen Seite die Gesetze, die er und sein Team im Auge behalten müssen. Weil die Flüchtlinge minderjährig sind, benötigen sie Begleitung durch einen Erwachsenen, sprich einen gesetzlichen Vormund. Wird ein alleinstehendes Kind aufgenommen - wie vergangene Woche im Schulgebäude Leverkuser Straße -, erfolgt die sogenannte Inobhutnahme durch das Jugendamt. Um den gesetzlichen Vertreter des Kindes sicherzustellen, teilt es dem Gericht die Aufnahme mit und schlägt einen Vormund vor. "Jemand, der es kann und will", sagt Achenbach. Wer die verantwortungsvolle Aufgabe eines Vormundes übernimmt, müsse eine Reihe von Voraussetzungen mitbringen, schließlich habe er oder sie Einfluss auf die Lebensgestaltung des jungen Menschen. "Man muss mit Bedacht und Fingerspitzengefühl vorgehen", weiß Achenbach, der - wie auch seine Kollegen - selbst Vormundschaften übernommen hat.

Weil im nächsten Jahr mit einem größeren Zustrom gerechnet wird, müsse man sich neu aufstellen. Gegen eine Kombination von Amtsvormundschaft und privatem Vormund, wie es Karl-Richard Ponsar vorschlägt, habe er nichts einzuwenden, vorausgesetzt der private Vormund sei zuverlässig und geeignet.

(pd)
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