Serie Baudenkmäler in Remscheid Ein museales Kleinod aus zwei Epochen

Lennep · Das Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep setzt sich aus einem modernen Neubau und dem denkmalgeschützten Patrizierhaus nebenan zusammen.

 Modern und betagt, Seite an Seite: Der Eingangsbereich neben dem Fachwerkhaus, das das Gesicht des Lenneper Röntgen-Museums ist.

Modern und betagt, Seite an Seite: Der Eingangsbereich neben dem Fachwerkhaus, das das Gesicht des Lenneper Röntgen-Museums ist.

Foto: Jürgen Moll

Rein architektonisch gesehen ist es ein sehr cleverer Coup gewesen, wie das neue mit dem alten Röntgen-Museum verbunden wurde. Natürlich fällt zunächst beides ins Auge – die Fassade des alten Fachwerkhauses mit der goldenen Schrift über der Eingangstür. Und dann der moderne, geradezu futuristische Neubau direkt nebenan mit seinen vielen Glasfenstern. Dieses Konzept wird auch im Inneren fortgesetzt. So betritt man das Gebäude durch den neuen Eingang und noch bevor man zum Empfangsbereich kommt, sieht man rechts eine lange Rampe, die in das alte Gebäude führt – das sich seit dem 18. März 1982 auf der Liste der Denkmäler Remscheids befindet. Zusammen mit der Arno-Breker-Skulptur „Genius des Lichts“ am Thüringsberg und dem Röntgen-Geburtshaus am Gänsemarkt ergibt sich in Lennep so quasi eine Art Röntgen-Trilogie.

Das Röntgen-Museum an sich ist ein museales Kleinod, das nicht nur wesentlich größer ist, als es von außen den Anschein hat, sondern auch museumspädagogisch auf dem höchsten Standard zwischen Unterhaltung, Information und Authentizität angesiedelt ist. Und das alte Museum ist hier wie selbstverständlich integriert, was auf dem Rundgang durch die Ausstellung mehr als deutlich wird. Die ersten Ideen für ein Röntgen-Museum in der Geburtsstadt Wilhelm Conrad Röntgens liegen dabei schon sehr weit zurück – 1905, kurz nach der Gründung der Deutschen Röntgengesellschaft, sind sie bereits diskutiert worden. Da sollte Röntgen selbst noch 18 Jahre leben, die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen liegt neun Jahre zurück. Das Ziel eines Museums sei dabei die „Aufarbeitung und Präsentation“ der Geschichte der Radiologie, wie Museumsleiter Dr. Uwe Busch in der Festschrift zum 70-jährigen Bestehen der Gesellschaft Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums im Jahr 2021.

 Das Omniskop konnte um den Patienten geschwenkt werden.

Das Omniskop konnte um den Patienten geschwenkt werden.

Foto: Jürgen Moll

Allerdings sollte es noch bis zum 18. Juni 1932 dauern, ehe das Röntgen-Museum im Haus Oelbermann, einem Patrizierhaus aus dem Jahr 1803, seine erste Ausstellung eröffnen kann. 1937 wird das Gebäude erweitert – wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Grund dafür, so schreibt Busch: „Zahlreiche Exponate sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden, was die Pläne der Deutschen Röntgengesellschaft für eine Errichtung eines Röntgen-Museums an möglichen Standorten in Berlin oder München stoppte. Die Entwicklung in Lennep ging indes kontinuierlich voran.“ Was dann in unmittelbarer Folge im Jahr 1951 zur Gründung der Gesellschaft Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums führt. 1955 wird der zweite Anbau eingeweiht. Der aktuelle Stand geht auf Planungen aus den 1990er Jahren zurück, die Planungen sehen ein „lernbasiertes Erlebnismuseum des Forschens und Entdeckens“ vor. 2010 ist der Neubau abgeschlossen – der zusammen mit dem vorhandenen Patrizierhaus ein eindrucksvolles Ganzes ergibt.

 Die Urkunde des Nobelpreises, den Wilhelm Conrad Röntgen 1901 erhielt.

Die Urkunde des Nobelpreises, den Wilhelm Conrad Röntgen 1901 erhielt.

Foto: Jürgen Moll

Natürlich wäre das ohne die Unterstützung der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums nicht gegangen. Das ist auch der Grund dafür, dass der alte Museumsbau heute in einem so guten Zustand ist. „Aktuell gibt es keine Pläne und Notwendigkeiten, das Museum zu sanieren, da alles auf dem neuesten Stand ist“, sagt Sara Christ, die im Museum für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Das ist natürlich umso eindrucksvoller, wenn man das hohe Alter des Gebäudes bedenkt, das bereits weit über 200 Jahre alt ist. Die erfolgreiche Arbeit der Gesellschaft am Lenneper Röntgen-Museum sei vor allem der unterschiedlichen und „visionären Vorsitzenden“ der Freunde und Förderer des Museums über die Jahrzehnte hinweg zu verdanken, wie Busch schreibt.

Die Kombination dieser zweien Vertreterinnen aus ganz unterschiedlichen Epochen wirkt umso homogener, wenn man sich unmittelbar von der einen in die andere begibt. Die kleine Rampe zum Patrizierhaus fungiert dabei wie eine Art von Teleporter in die Vergangenheit. Man begibt sich zunächst in Räume, in denen etwa der großen Leidenschaft Röntgens, der Fotografie in den Schweizer Alpen, nachgegangen wird. Oder man betritt den Raum, in dem Röntgen den Nobelpreis entgegengenommen hat – Applaus vom Band inklusive.

Dann wird es allerdings richtig eindrucksvoll, wenn man in den Keller geht. Dort kann man die ersten Röntgenapparate sehen, aber auch Jahrmarktsattraktionen, bei denen im frühen 20. Jahrhundert ganz gedankenlos mit der Hilfe von Röntgenstrahlen etwa Passbilder im Röntgenformat geschossen wurden oder man die eigenen Füße „durchleuchten“ lassen konnte – einfach nur so. Langsam kommt man in der Moderne an, wenn man etwa, bereits im Neubau des Museums angekommen, sich der weiteren Entwicklung der Röntgenstrahlen bis zur heutigen High-Tech-Forschung widmet.

Und so ist das Deutsche Röntgen-Museum in Lennep genau das, was Museen sein sollen – eine informative Verbindung von Vergangenheit und Moderne.

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