Remscheid Röntgen-Museum im Endspurt
Remscheid · In zwei Monaten soll der zweite Bauabschnitt eröffnet werden. Die Besucher erwartet eine spannend gestaltete Abteilung über die Röntgen-Diagnostik. Es gibt auch ein Publikumslabor für junge Forscher.
Das Drill-Geräusch eines Akku-Schraubers dringt aus den neuen Räumen des Deutschen Röntgen-Museums. Irgendwo wird gehämmert. Auf dem Boden liegen aufgerissene Kartons mit Schrauben und Nägeln und Zubehör. "Wir sind heute vor 19 Uhr wahrscheinlich nicht fertig. Wir müssen noch löten", sagt ein Handwerker zu Dr. Uwe Busch, der das gewaltige Umbauprojekt in Remscheid-Lennep managt. "Kein Problem", sagt Busch. Am 22. Januar sind alle Handwerker raus. Dann ist Einweihung.
Noch funktioniert keines der neuen Ausstellungsteile. Nur im Kopf von Uwe Busch ist der Rundgang durch den neuen Teil perfekt konstruiert. "Hier befinden wir uns auf einem Schlachtfeld. Es ist Krieg. Erster Weltkrieg", sagt Busch, nachdem wir einen Tunnel mit Röntgenbildern verlassen haben. Eine Feldtrage aus Holz mit brauner Bespannung steht vor uns, ein Orginal aus den Beständen des Lenneper Roten Kreuzes. Mit diesen Tragen hat man zerschossene Soldaten von der Front geholt und unter einen schwarzen Apparat gelegt. Einen klobigen Röntgenapparat, der knatternd Aufnahmen vom Inneren des Menschen machte, damit die Ärzte schnell wussten, wie es um den Soldaten bestellt war. Diese Installation von Trage und Apparat steht für eine Pionierzeit der Röntgendiagnostik, die durch und nach dem Ersten Weltkrieg den Siegeszug antrat. Ab dem 22. Januar wird der Besucher hier mit einem Audio-Führer stehen können, der einem diese Umbruchzeit doppelt anschaulich macht. Wie schon im fertigen ersten Abschnitt des Museums blickt die ständige Ausstellung auf mehrere Aspekte der Röntgenentwicklung. Sie schlägt historische Querverweise zum Beispiel auf Marie Curie, die den Nobelpreis für Chemie und Physik erhielt. Sie will aber auch zeigen, wie das Röntgen als Diagnosemethode sich weiter spezifizierte. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Tuberkulose.
Bisher ist nur das Holzgerüst eines Bus-Nachbaus zu erkennen, der darstellen soll, wie in den 20er Jahren ein Volkskataster entstand, um gegen die Seuche Lungentuberkulose vorzugehen. "Das wird ein Hightec-Teil", schwärmt Busch. Animationen und Computer versetzen den Gast in die Lage, eine eigene Untersuchung historischer Art nachzuvollziehen.Diagnostik – das gehört zu den zentralen Themen des zweiten Teils. Mit verschiedenen Strahlungstechniken bekämpften die Ärzte in den Kliniken der 40er und 50er Jahre Tumore. Der Besuchen kann demnächst Visite in einem Dreibettzimmer machen. Dort trifft er auf einen Kriegs-Verletzten, einen TBC-Kranken und einen Fall mit Brustkrebs. Wie ein Arzt kann er die Krankenakten studieren – alles Krankengeschichten aus dem wahren Leben.
Zu jedem modernen Wissenschaftsmuseum gehört die Interaktion. Das Publikumslabor gehört zu dem neuen Bereich, wo der Besucher seinen Forscherdrang ausprobieren kann. Hinter den Glasscheiben stehen zurzeit ungeordnet Kisten und Möbel. Im nächsten Jahr tummeln sich dort die Nachwuchsforscher auf den Spuren von Röntgen. Statt Drill-Geräuschen von Akkuschraubern soll dort leiser Erkenntnis-Jubel zu hören sein.