Kultur in Remscheid Robert Griess nimmt kein Blatt vor den Mund

Remscheid · In der Lenneper Klosterkirche holte der Kabarettist Robert Griess am Mittwochabend zum Rundumschlag aus. Sämtliche Politiker bekamen bei seinem Auftritt ihr Fett weg. Das Publikum im Saal johlte vor Freude.

 Robert Griess zog auf der Kloki-Bühne auch US-Präsident Donald Trump durch den Kakao.

Robert Griess zog auf der Kloki-Bühne auch US-Präsident Donald Trump durch den Kakao.

Foto: Cristina Segovia-Buendia

Der Kabarettist Robert Griess holte am Mittwochabend in der Lenneper Klosterkirche zum verbalen Rundumschlag aus und machte dem Titel seines aktuellen Programms „Hauptsache, es knallt“ alle Ehren: Der Kölner nahm sämtliche Politiker, amtierende und ehemalige Minister der Bundesregierung und Staatschefs anderer Nationen in die Mangel und verteilte laut schallende Schelte.

Es ging schon heiter los, als Robert Griess in musikalischer Begleitung von Rammsteins Lied „Amerika“ und mit dem Gesicht des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump maskiert, die Bühne betrat: In Wildwest-Manier riss er zur lauten Rockmusik die Arme in die Luft, feierte sich zunächst selbst und formte mit den Fingern seiner Hände schließlich zwei Pistolen, mit denen er pantomimisch in die Beifall klatschende Menge schoss.

„Seit Donald Trump gewählt wurde, frage ich mich, wo ist eigentlich die CIA, wenn man sie braucht. Wofür hält man sich einen milliardenschweren Geheimdienst, wenn man es nicht mal schafft, ihm eine Stadtrundfahrt im offenen Cabrio durch Dallas zu organisieren?“, sagte ein demaskierter Griess in Anspielung auf das Attentat an John F. Kennedy – und das Publikum in der Klosterkirche lachte.

Dass jemand wie Trump an die Spitze einer westlichen Regierung gewählt wurde, überraschte ihn nicht: „Die Idiotendichte ist überall ziemlich gleich verteilt“, sagte der Kabarettist und nahm damit auch Bezug auf Deutschland. „Im Westen werden sie allerdings durch Heidi Klum und Dieter Bohlen weggecastet, in Ostdeutschland jagen sie Ausländer durch die Stadt.“ Das Publikum lachte höhnisch. Griess nahm kein Blatt vor den Mund, obwohl er es vorzog, nicht weiter über Trump zu spotten: „Der Mann ist überhaupt nicht satirefähig. Er nimmt jede Kritik als Lob auf.“ Außerdem geben die Zustände im eigenen Land genug Material für sein Programm: Merkel bezeichnete er aufgrund ihres emotionslosen Regierungsstils zwischendurch als „Rügenwalder Teewurst“. Überhaupt schien Griess seinen Spaß mit den Christdemokraten zu haben, obwohl er sich ebenso auf SPD, AfD, Grüne und Christian Lindner (FDP) einschoss.

Keiner im Merkel’schen Kabinett blieb verschont: Beim Thema Merkel-Nachfolge sagte Griess: „In der CDU folgt auf die Mutti die Tante (Annegret Kramp-Karrenbauer). Und alle sind froh, dass es nicht der Onkel (Friedrich Merz) ist.“ Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bekam ihr Fett weg: „150 Millionen Euro hat sie für Berater ausgegeben und trotzdem funktioniert nichts“, berichtete Griess und zählte die Panzer, Hubschrauber und Sturmgewehre auf, die im Ernstfall nicht einsatzfähig wären. „Wenn der Russe kommt, haben wir ihm nichts entgegenzusetzen“, bemerkte der Kabarettist: „Wir haben nur eine Chance: die Leverkusener Brücke.“

Der Einmarsch der russischen Soldaten würde prompt durch den Stau auf der A 1 und die marode Brücke gestoppt. Vor der Pause ließ Robert Griess noch seine Kunstfigur, den kölschen Proleten Herrn Stapper im Jogginganzug, aufleben, der sich gekonnt auf die AfD stürzte.

Den zweiten Teil seines Programms bestritt Robert Griess im Kaftan. Der Grund: „Ich werde dieses Jahr zu Karnevals als Nafri gehen.“ Er sei stolz auf die rheinische Toleranz seiner Heimatstadt. „Es ist nur schade, dass aus viel Toleranz Intoleranz entsteht.“

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