Serie Mein Remscheid „Eine spannende Umgebung“

Remscheid · In der Natur-Schule Grund wird Jung und Alt die heimische Flora und Fauna nähergebracht.

 Biologe Jörg Liesendahl hockt am Oelingrather Bach, der in der Nähe der Natur-Schule verläuft.

Biologe Jörg Liesendahl hockt am Oelingrather Bach, der in der Nähe der Natur-Schule verläuft.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Natur-Schule ist das Aushängeschild der Hofschaft Grund. Das alte Gebäude am Grunder Schulweg war bis in die 1970er-Jahre eine Volksschule und seit 1997 Heimat des Fördervereins für Umweltbildung Remscheid. Wer Natur fachkundig erfahren will, kommt nach Grund, mittig gelegen zwischen zwei Naturschutzgebieten.

Dass Remscheids Natur-Schule, eine Umweltbildungsstation für Kinder, Schüler und Erwachsene, in der ehemaligen Hofschaft Grund ihre Heimat fand, war eher ein Zufall, wenn auch ein sehr glücklicher, wie Diplom-Biologe Jörg Liesendahl erzählt. Er arbeitet seit mehr als
13 Jahren in der Natur-Schule, ist ihr pädagogischer Leiter und führt, gemeinsam mit Kollegin Stefanie Barzen, Kinder und Erwachsene – mit verschiedenen Kursen und Ausflügen – in die Natur ein.

„Der Grund ist eine spannende Umgebung. Wenn wir diese Möglichkeit vor der Tür als Umweltstation nicht hätten, wäre das der Tod im Topf.“ Vor 20 Jahren, als das Bewusstsein für Umwelt stieg und sich eine Lobby für das Thema bildete, beschloss die Stadt Remscheid, die im Vergleich zu ihren Nachbarstädten noch keine Umweltstation vorweisen konnte, eine solche einzurichten. Ein geeigneter Ort dafür musste aus städtischer Sicht zwei Kriterien erfüllen. „Zum einen musste es ein städtisches, zum anderen ein leerstehendes Gebäude sein“, sagt Liesendahl.

Zudem bietet der Grund, mit seinen beiden über 22 Hektar großen Naturschutzgebieten (Westener und Platzer Siefen sowie das Grunder Bachtal) jede Menge lebendes Anschauungsmaterial direkt vor der Haustür. Das heißt: Liesendahl kann mit seinen Schülergruppen gleich in die Natur gehen und Natur am lebenden Objekt erklären. „Wir haben hier sehr ausgeprägte Naturschutzgebiete, abwechslungsreiche Landschaften. Und nichts von alledem ist alleine gewachsen.“ Die Kulturlandschaften, vom Menschen so angelegt, weisen spezielle Eigenheiten auf. „Wir haben hier eine Mischung aus Fichten und Laubwald, viele verschiedene Pflanzenarten, es ist hell und dunkel. Es wird also nie langweilig.“ Pilzwanderungen sind sehr beliebt, ebenso wie Nachtwanderungen oder die Feuersalamander-Entdeckungstour.

Regelmäßig bietet die Natur-Schule Kurse an, fachspezifischen Unterricht, den Schulen in der Form nicht leisten können. Für Unterrichtseinheiten besuchen ganze Schulklassen die abgelegene Umweltstation. Liesendahl kann aber nicht nur auf die umliegenden Wälder zurückgreifen, sondern, zur Anschauung und Forschung, auch auf den schuleigenen Garten hinter dem Haus. Auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Außengelände hält die Natur-Schule Hühner, unterhält ein Bienenhaus und baut Kräuter in einem Bauern- und Apothekengarten an. Darüber hinaus gehören zum Außengelände eine Streuobstwiese, ein Feuchtbiotop und eine Schafweide.

Alles wird als Erlebnisraum für Kinder und Erwachsene genutzt, um ihnen die heimische Flora und Fauna nahezubringen. „Hier haben wir in den vergangenen Jahren auch die Auswirkungen des Klimawandels feststellen können“, sagt Liesendahl.

Plötzlich lassen sich Tierchen nieder wie die Streifenwanze, Grillen, Heuschrecken und Tagfalter, die eigentlich in wärmeren Breitengraden beheimatet sind. Auch diese Erkenntnis gehört zur aktiven Umweltbildung einer Gesellschaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort