Remscheider steht vor dem Wuppertaler Landgericht Anklage wegen schweren Betrugs

Remscheid/Wuppertal · Hat ein 29-Jähriger seine Kunden mit einer Scheinfirma um viel Geld geprellt? Oder haben die Ermittler bei ihren Nachforschungen einiges übersehen?

Eine mehrseitige Anklage wegen schweren Betruges gegen einen Angeklagten, der aus der Untersuchungshaft vorgeführt wird? Ein kritischer Blick auf den Fall des Remscheiders, der jetzt vor dem Landgericht Wuppertal steht, ist da nur natürlich. Aber doch scheint einiges anders, wenn man der unaufgeregten Einlassung des 29-Jährigen folgt. Nach Verstoß gegen ein Bewährungsurteil hatte er eine Haftstrafe absitzen müssen und nur ein Ziel: „Ich wollte mir selbst zeigen, dass ich vernünftige Sachen auf die Beine stellen kann.“

Angeklagt war er jetzt wegen Führung einer Scheinfirma in den letzten anderthalb Jahren. Dabei soll in 24 Fällen ein Schaden von rund 5000 Euro entstanden sein – durch Betrug an Ebay-Käufern, die bei ihm hochwertige Elektrowerkzeuge zu günstigen Preisen bestellten, bezahlten aber nicht bekommen haben wollen. Dazu soll es einen Schaden von rund 14.000 Euro durch den Abbruch einer Haussanierung trotz Vorauskasse gegeben haben.

Es waren, so der Angeklagte, keine Scheinfirmen gewesen. Er konnte die Gewerbeanmeldung und die Steuernummer bei Gericht vorlegen: eine Firma für Renovierungsarbeiten und eine weitere für den Handel mit Baumaterialien und Werkzeugen. Frisch aus der Haft entlassen ist die Anmietung echter Geschäftsräume ein Problem – ein „Virtual Office“ war deswegen für ihn die Lösung. Für kleines Geld gab es eine Adresse in Düsseldorf, vermietet von einer renommierten Firma. Dies schien den Ermittlern nicht bekannt zu sein.

Sowohl die Renovierungsarbeiten als auch der Handel schienen sich in der Pandemiezeit gut angelassen zu haben, trotz des Mangels an Eigenkapital, der es notwendig machte, von potenziellen Kunden Vorkasse zu verlangen. Dies ist bei Verkauf über Ebay üblich, daher wurden die Elektrowerkzeuge darüber angeboten. Die Zahlung auf ein holländisches Konto? Keine deutsche Bank habe ihm anfangs ein Geschäftskonto führen wollen. Zahlungsvermittler hätten Auszahlungen an ihn über Monate verzögert. Mit rund 40 Sendungen pro Tag, für die er in „echten“ Büros auch Personal einstellen musste, schien ihm dieses Geschäft bis zum Burnout über den Kopf zu wachsen. Es wird bei den prozentual wenigen Fällen, die hier angeklagt sind, geklärt werden müssen, was genau passiert ist.

Das starke Hauptgeschäft tagsüber waren die Renovierungsarbeiten in ganz Nordrhein-Westfalen, bis hin zum Abbruch eines Hauses in Remscheid. Die nach zusätzlichen Sonderwünschen der Auftraggeber abgebrochene Renovierung eines Hauses habe nach Vorauszahlungen für Material trotz einvernehmlichem Aufhebungsvertrag mit einer Anzeige geendet. Auch das muss das Gericht noch prüfen, weitere Verhandlungstage sind deswegen anberaumt worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort