Remscheider Seniorenbüro zieht in neue Räume um Treffpunkt gegen die Einsamkeit

Remscheid · Das Seniorenbüro hat sich nach drei Jahren Probelauf als feste Anlaufstelle etabliert. Im August bekommt es neue Räume, die endlich barrierefrei sind.

 Freuen sich auf die neuen Räume (v.l.): Ruth Thiele, Ralf Krüger und Annette Mores.

Freuen sich auf die neuen Räume (v.l.): Ruth Thiele, Ralf Krüger und Annette Mores.

Foto: Christian Peiseler/christian Peiseler

Fünf Euro für die Kaffee-Kasse. Mit dieser Geste wollen sich manche Kunden im Seniorenbüro am Markt 13 für den guten Service oder den geselligen Nachmittag bedanken. Umso erstaunter sind sie, dass ihr Fünf-Euro-Schein abgelehnt wird. „Wir dürfen das Geld nicht annehmen, wir sind ein städtisches Amt“, erklärt Ralf Krüger, Seniorenbeauftragter der Stadt, die reservierte Haltung. Doch das Staunen der Senioren freut ihn: „Das habe ich nicht gewusst, dass das Seniorenbüro ein Amt ist“, heißt es oft. Ein schöneres Lob können sich die Mitarbeiter des Seniorenbüros nicht vorstellen. Seit drei Jahren gibt es diese Anlaufstelle. Zunächst als Einrichtung auf Probe. Inzwischen hat der Rat der Stadt die unbefristete Fortführung des Büros beschlossen. Am 10. August zieht es um in neue Räume. Eine Türe weiter. Dort haben die Annette Mores und Ruth Thiele mehr Platz, alles ist (endlich)  barrierefrei und auch mit Rollator gut zu erreichen. Zudem müssen sich die Senioren die Räume nicht mehr mit anderen Einrichtungen teilen.

Das Ausfüllen eines Formulars stellt viele ältere Menschen vor Probleme. Sei es eine Überweisung, sei es der Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis, Schwierigkeiten mit dem Rentenbescheid oder das Ausfüllen einer Patientenverfügung. Viele fühlen sich mit der Bürokratie überfordert, haben Angst, Fehler zu machen. Die Sozialarbeiterin Annette Mores kann in diesen Lebenslagen helfen. Mit Rat und Tat. Zwischen 6000 und 7000 Kontakten hat sie innerhalb der drei Jahre gehabt. Darunter sind auch Bürger, die immer wieder kommen.

Das Seniorenbüro versteht sich nicht nur als ein Wegweiser durch die Ämter, zum Konzept gehört, Anregungen der älteren Bürger aufzunehmen und Angebote zu entwickeln. „Wir wollen eine Begegnungsstätte sein“, sagt Annette Mores. Das Treffen „Plüsch und Plunder“ alle 14 Tage lädt zum Kennenlernen ein. Dabei ist ein Thema verboten: Krankheiten. Es gibt aber auch Themennachmittage. Auf große Resonanz stieß der Austausch über das Leben in Remscheid nach der Bombennacht 1943. Trümmerfrauen- und männer waren unter sich. Oder ein Film über die letzte Fahrt eines Zuges auf der Balkantrasse. Jede Haltestation wurde bejubelt. Aber auch ein Nachmittag von Pro Familia über „Sex im Alter“ fand Anklang. „Früher hatte ich Ärger mit meinen Eltern, wenn ich einen Freund hatte, heute aber ich Ärger mit meinen Kindern“, schilderte eine Frau ihre Erfahrungen.

Die rauen Seiten des Kapitalismus werden im Seniorenbüro beim Thema „Betreutes Wohnen“ sichtbar. Mieter sitzen über Tage ohne Heizung und ohne Wasser in ihrer Wohnung. 80-jährige Frauen werden genötigt, sich zum Schneeschüppen zu verpflichten. Und gerne drohen private Vermieter mit der Abschiebung ins Pflegeheim, wenn Mieter sich beschweren. „Betreutes Wohnen gehört in öffentliche Hände“, sagt Krüger.

Auch das Thema Altersarmut schwappt immer häufiger hoch. Vor allem bei Menschen, die lange Jahre mit einem kleinen Laden selbstständig waren. Sie haben in dieser Zeit nicht geklebt und können häufig nicht mehr die Krankenversicherung bezahlen.  In solchen Fällen verstehen sich Krüger und seine Mitarbeiter als Ombudsmänner, die die Rechte der Bürger gegenüber den Behörden wahrnehmen.

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