Thomas Neuhaus zur Exit-Strategie Remscheider Schuldezernent erwartet alltagstaugliche Konzepte

Remscheid · Absage aller Großveranstaltungen bis zum 31. August. Schulen sollen ab 4. Mai schrittweise öffnen. Nettekoven fordert Übersicht über Hygienstandard.

 Ab dem 4. Mai soll auch das Lenneper Röntgen-Gymnasium zumindest für einige Schüler wieder seine Türe öffnen.

Ab dem 4. Mai soll auch das Lenneper Röntgen-Gymnasium zumindest für einige Schüler wieder seine Türe öffnen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Das Weinfest in Lennep, der Lenneper Sommer, das Löwenfestival auf dem Rathausplatz, die Esskultour auf der Alleestraße oder die Schützenkirmes auf dem Schützenplatz werden in diesem Jahr wohl nicht stattfinden. Großveranstaltungen sollen wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. August grundsätzlich untersagt werden. Das haben Bund und Länder gestern beschlossen.

Der Schulbetrieb in Deutschland soll dagegen am 4. Mai wieder starten – beginnend mit den Abschlussklassen, den Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen und den obersten Grundschulklassen. Anstehende Prüfungen seien bereits vorher möglich. Darauf haben sich Bund und Länder ebenfalls gestern verständigt. Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) soll bis zum 29. April ein Konzept vorlegen, wie der Unterricht unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, insbesondere unter Berücksichtigung des Abstandsgebots durch reduzierte Lerngruppengrößen, insgesamt wieder aufgenommen werden kann, vermeldete die Deutsche Pressagentur am Abend.

Bevor die Kindergärten und Schulen in Remscheid wieder öffnen sollen, erwartet der Beigeordnete Thomas Neuhaus, der zugleich Leiter des Krisenstabes ist, ein wohlüberlegtes Konzept über ein Ausstiegsszenario. Er habe die Empfehlungen der Wissenschaftler der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gelesen, praktische Hinweise für den Alltag habe er nicht gefunden. „Der Umstieg geht nicht so schnell von heute auf morgen“, sagt Neuhaus.

Sollen die Lehrer morgens auf den Schulhöfen mit den Schülern eine Schlange mit vorgeschriebenen Abständen bilden, damit sich alle die Hände waschen? Wie wird gearbeitet? Im Schichtdienst, mit kleinen Klassen? Stehen alle Lehrer zur Verfügung? Was passiert mit Lehrern und Schülern, die besonders gefährdet sind? Wie soll sich der Öffentliche Nahverkehr auf den Schulbetrieb einstellen? Fragen über Fragen . . .

Bisher habe die Stadt Remscheid von der Bezirksregierung nur die Aufforderung bekommen, die Bodenhygiene sicherzustellen. Schuldezernent Neuhaus erwartet aber von der Landesregierung ein klares Handlungskonzept, dass auch in der Praxis umsetzbar sei. „Wir alle wünschen uns, dass die Kinder wieder in den Kindergarten und in die Schulen gehen“, sagt Neuhaus. Seiner Einschätzung nach könne das Land aber noch gut zwei Wochen gebrauchen, damit sich der Anstieg der Infektionszahlen weiter abgeflacht hat. „Ich sehe das Infektionsgeschehen immer noch kritisch. Wir sind noch alle verunsichert“, sagt Neuhaus.

Der Vorsitzende des Krisenstabes betont, dass die Rückkehr zum normalen Leben auf dem Vertrauen in die politischen Entscheidungen beruhe. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Ebene war bisher eine wichtige Grundlage, durch die Krise zu kommen. Nur so könne auch der Ausstieg gelingen. „Dann sind alle motiviert und ziehen mit“, sagt Neuhaus. Von dem politischen Überbietungswettkampf, wer als erste Schulen und Geschäfte öffne, halte er nichts. Und auch nichts von der Devise: „Bohnert schon mal die Schulböden, die Kinder kommen bald.“

CDU-Fraktionschef Jens Nettekoven spricht sich für einen schrittweisen Weg zurück zur Normalität mit Maß und Mitte aus. Keiner verfüge über ein Patentrezept. „Das heißt, wir müssen die Lage jeden Tag neu bewerten. Und das bedeutet, dass wir in ein paar Wochen oder Monaten auch kurzfristig gezwungen sein könnten, restriktiver vorzugehen“, sagt Nettekoven.

Für die Schulgebäude ist die Kommune zuständig. Nettekoven erwartet vom Oberbürgermeister und Schuldezernenten, dass sie zeitnah darlegen, wie die Hygienestandards an den Schulen eingehalten werden können. Hygienemaßnahmen mit den Schülern könnten nur dann eingeübt werden, wenn die Ausstattung vorhanden ist. „Wir brauchen ausreichend Waschbecken, Seife und Einmalhandtücher sowie Desinfektionsmittel. Unsere Schultoiletten müssen fit gemacht werden für den schrittweisen Weg zu mehr Normalität“, sagt Nettekoven. Auch vor Corona habe in diesem Bereich einiges im Argen gelegen. In der aktuellen Situation könne Lehrern und Schülern fehlende Hygienestandards nicht zugemutet werden.

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