Remscheid Remscheider Katholiken suchen die Zukunft

Remscheid · Welche Rolle spielt die Kirche in Remscheid künftig? Das diskutieren Katholiken mit der Gesellschaft.

Den Katholiken in Remscheid fehlt eine Vision: Wo ist ihr Platz in einer Zeit, in der die Themen Kirche und Glauben für viele Menschen immens an Bedeutung verlieren? Welche Rolle können sie in Zukunft in ihrer Heimatstadt spielen? "Aus gemeindeinterner Sicht kommen wir kaum in Bewegung", sagt Stadtdechant Thomas Kaster. "Uns fehlen die Ideen, die Fantasie und manchmal auch die Kraft für einen neuen Aufbruch."

Weil sie diesen Aufbruch aber wagen möchte, geht die Pfarrgemeinde St. Suitbertus einen ungewöhnlichen Weg: Sie veranstaltet am Samstag, 13. Juli, einen Zukunftskonvent. Die eine Hälfte der 100 Eingeladenen kommt aus dem kirchlichen Bereich: der eigenen Gemeinde, St. Bonaventura und Heilig Kreuz, kirchlichen Institutionen und Verbänden, evangelischen Gemeinden. Die andere Hälfte der Gäste repräsentiert die Remscheider Gesellschaft: Menschen aus Politik, Kultur, Verwaltung, dem Handel, den Medien. 65 haben bislang zugesagt, sagt Gemeindereferent Ralf Gassen.

Mit all diesen Menschen wollen die Katholiken in der Akademie Remscheid diskutieren, Ideen und Visionen entwickeln. Erste Reaktionen und Wünsche hat das Vorbereitungsteam bereits abgefragt: auf zwei Infoabenden bei den Gemeindemitgliedern und mit Umfragen auf dem Wochenmarkt und der Alleestraße von den Remscheidern auf der Straße. Bei einer Postkartenaktion mit Fragen wie "Kirche in Remscheid hat eine Zukunft, wenn. . ." haben bereits über 400 Menschen mitgemacht.

Die Ergebnisse fließen in den Zukunftskonvent ein. Er sei nur der Anfang eines Prozesses, der mindestens zwei Jahre dauern werde. Dass dieser Prozess auch ein schmerzhafter sei, in Teilen einem Trauerprozess gleiche, sagte Pfarrer Thomas Kaster gestern in einem Pressegespräch: Viele Gemeindemitglieder weigerten sich, die Realität anzunehmen, zu akzeptieren, dass die Kirche in der ihnen vertrauten Form Vergangenheit ist.

Diese Realität machte Ralf Gassen mit Zahlen deutlich: Alle zehn Jahre halbiert sich die Zahl der katholischen Priester in Deutschland; alle acht Jahre halbiert sich die Zahl der Gottesdienstbesucher. Der durchschnittliche Gottesdienstbesucher ist 68 Jahre alt. Allein im Bezirk Alt-Remscheid ist die Zahl der Katholiken von 17 148 im Jahr 2001 auf 14 902 im Jahr 2012 gesunken.

Resignation liegt Kaster und Gassen gleichwohl fern. Aus ihrer Arbeit in Remscheid wissen sie: "Viele in unserer Stadt schätzen die katholische Kirche und ihre Angebote, auch die Menschen, die explizit nicht dazugehören." Trotzdem sei die größte Herausforderung, überhaupt in Kontakt mit den Menschen zu kommen, sagt Kaster. "Wie können wir den Menschen vermitteln, dass das, wofür wir als Kirche stehen, mit ihrem Leben zu tun hat?" Das ist die Herausforderung für die Kirchen in Remscheid im Jahr 2013.

(RP)
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