Transport in den polnischen Partnerkreis Remscheider Hilfskonvoi erregt große Aufmerksamkeit

Remscheid · Bis in die landesweiten Abendnachrichten in Polen schaffte es die Hilfslieferung aus Remscheid an den Partnerkreis Mragowo. Das Gespräch mit den Geflüchteten aus der Ukraine hinterlässt tiefen Eindruck bei der Delegation.

 Bei der Entladung des 40-Tonners der Spedition Langescheid aus Remscheid packen viele Hände mit an.

Bei der Entladung des 40-Tonners der Spedition Langescheid aus Remscheid packen viele Hände mit an.

Foto: Stadt Remscheid/Martin Sternkopf

Auch Landrätin Barbara Kuzmina-Rogalla packte am Donnerstagmittag mit an, als die vielen Tonnen an Hilfsmitteln, die mit drei Lkw aus Remscheid in den polnischen Partnerkreis Mrogowo transportiert worden waren, abgeladen wurden. In einem Brief an die Stadt hatte sie nach Ausbruch des Krieges um Hilfe gebeten, um die vielen Geflüchteten die aus dem Nachbarland Ukraine kommen, versorgen zu können. Das löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.

Unter anderem um Decken, Feldbetten, haltbare Nahrungsmittel, Kleidung, Hygieneartikel hatte Mragowo gebeten. Die Spenden werden vor Ort nun an die Menschen verteilt. Stromaggregate, Taschenlampen und Powerbanks aus Remscheid reisen weiter direkt in Kriegsgebiet.

Dass Unterstützung vor Ort nottut, kann Patendezernent Thomas Neuhaus nach ersten Eindrücken nur bestätigen. Als er sich am Mittag in der Redaktion meldet, hat die Remscheider Delegation gerade erste Gespräche mit den Geflüchteten aus der Ukraine geführt. Sie sind verstreut über den Landkreis vor allem in Hotels untergekommen. Dort aber können sie nicht auf Dauer bleiben. Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle der Region, die sonst von der Landwirtschaft lebt, nur wenig produzierendes Gewerbe hat. Wegen der Hotels hat die Landesregierung dem Kreis vielen Flüchtlingen zugeteilt. Doch in wenigen Wochen beginnt die Saison.

„Die Eindrücke haben uns ganz schön mitgenommen“, sagt Neuhaus, der den Flüchtlingen, zumeist Frauen und Kinder, von der „großen Solidarität der Remscheider berichtete. „Das hat ihnen richtig gutgetan, dass es nicht nur hier in Mragowo Unterstützung für sie gibt.“ In den Gesprächen habe man sich auch nach der gesundheitlichen und psychischen Versorgung erkundigt. Hier erkennt Neuhaus weiteren Hilfsbedarf. Eventuell werde man über noch auf dem Spendenkonto vorhandenes Geld aktiv werden, um Medikamente zu beschaffen.

„Das System ist hier bei weitem nicht so aufgestellt wie in Deutschland.“ Einen Kindergartenplatz bekommt nur, wer ihn bezahlen kann. Das gleiche gelte für die Schule. Der Landkreis kümmere sich um Unterbringung und Essen, es gebe Spenden der Bevölkerung. Leistungen zum Unterhalt, wie er Flüchtlingen in Deutschland gesetzlich zustehe, gebe es aber nicht. „Man muss schon noch ein bisschen Geld haben als Geflüchteter, um hier einigermaßen über die Runden zu kommen.“ Aber es gibt auch Parallelen: „Es ist wie bei uns. Zuerst hilft die Kommune, während sich höhrere Stellen erst mal sortieren müssen.“

Die Frage nach medizinischer Behandlung und auch psychologischer Betreuung „nehmen wir mit nach Hause“. Man wolle weiter helfen. Am Freitag steht vor der Rückfahrt nach Remscheid noch mal ein Besuch in den Unterkünften der Geflüchteten an. „Wir wollen in aller Ruhe noch mal mit ihnen sprechen.“

Die Delegation aus Remscheid erfährt in Polen „eine Riesenaufmerksamkeit“, berichtet Neuhaus. Am Abend werde in der Hauptnachrichtensendung des Landes, dem Pendant zur Tagesschau, über die Spendenaktion berichtet. Im Landkreis selber, so sein Eindruck, sei die Partnerstadt Remscheid „präsenter, als wir das glauben“.

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