Remscheider Flut-Hilfe „In der Not halten wir alle zusammen“

Remscheid · Die Fluthilfe Remscheid hat ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe Bilanz gezogen. Insgesamt sind über eine halbe Million Euro an Spenden zusammengekommen. Noch stehen Gelder zum Abruf zur Verfügung.

 Bei einem Treffen im Steffenshammer resümierten OB Mast-Weisz (Mitte) und Horst Kläuser die vergangenen zwölf Monate nach der Flut.

Bei einem Treffen im Steffenshammer resümierten OB Mast-Weisz (Mitte) und Horst Kläuser die vergangenen zwölf Monate nach der Flut.

Foto: Daniele Funke

Mit der Flut kam die Solidarität. Und die scheint in Remscheid besonders ausgeprägt zu sein. „Der Zusammenhalt und das große Engagement sind definitiv Stärken der Remscheider und die haben sie im vergangenen Jahr nicht zum ersten Mal bewiesen“, erklärt Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz bei einem Zusammentreffen der Fluthilfe Remscheid am Steffenshammer anlässlich der Katastrophe vor einem Jahr. „Ob Flüchtlingskrise 2015, Nuklearunfall in Fukushima 2011 oder jetzt der Ukrainekrieg – die Menschen hier vor Ort zeigen eine enorme Spenden- und Hilfsbereitschaft.“

Horst Kläuser kann nur zustimmend nicken. Das, was er - als einer der Initiatoren der Remscheider Fluthilfe – an Unterstützung erfahren hat, überwältigt ihn noch heute. „Diese Erfahrungen in der Not waren ein Geschenk für uns. Diese große Menschlichkeit zu erfahren hat uns unglaublich gutgetan.“

Insgesamt 1322 Geldspenden hat die Fluthilfe verzeichnet. „Tatsächlich sind es viel mehr, denn hinter jeder einzelnen Spende stehen oft Vereine, Unternehmen oder Gruppen. Die tatsächliche Zahl ist also um ein vielfaches höher“, ergänzt Kläuser, es seien Spenden von fünf Euro („da haben Kinder ihr Sparschwein geplündert“) bis hin zu Spenden im fünfstelligen Bereich gewesen.

Insgesamt sind bei der Fluthilfe 578.417,42 Euro eingegangen – darunter übrigens auch Spenden von selbst Betroffenen „Wir konnten mit diesem Geld Familien unterstützen, entweder durch Bargeld oder Sachspenden, wir haben Handwerkerrechnungen beglichen, durch Trockengeräte erhöhte Stromkosten oder die Miete für Container übernommen, die zur Beseitigung von Müll oder Bauschutt aufgestellt werden mussten.“

Insgesamt 160 private Haushalte im Morsbach- und Eschbachtal wurden vom Hochwasser getroffen, dazu einige Vereine - unter anderem der Verein Steffenshammer mit dem kleinen Schmiedemuseum am Clemenshammer. „Es hat sich bewährt, dass wie unsere Mithelfer in Zweierteams, die sogenannte ,Bekieker‘“, zu den betroffenen Menschen geschickt haben. Denn – die Schadensbestandsaufnahme hat meist die wenigste Zeit in Anspruch genommen. Um so größer war der Redebedarf darüber, was die Flut psychisch mit ihnen gemacht hat. Da wurde häufig bei einer Tasse Kaffee einfach nur ein bis zwei Stunden zugehört“, informiert Kläuser. Ein „Bekieker“ erinnert sich nur zu gut an die Situationen. „Ich weiß noch, wir kamen einmal zu einem Mann, seine Wohnung total überschwemmt, alles voller Matsch und Dreck, alles zerstört. Er saß nur da und war völlig orientierungslos, resigniert, wusste nicht mehr, wie es weitergehen sollte.“ In einem anderen Fall hätten die strömenden Wassermassen die neue Wohnzimmerausstattung einer Familie mit sich gerissen. „Wir konnten all diesen Menschen dank der Spenden helfen, ich kann da nur noch einmal meinen Dank an alle Beteiligten aussprechen“, betont Horst Kläuser.

Nach wie vor stehe noch eine stolze sechsstellige Summe zur Verfügung, die nach wie vor ausgezahlt werden kann (info@fluthilfe-remscheid.de). „Wir möchten alle Betroffenen ermutigen, sich bei uns zu melden. Und seien es auch noch so kleine Dinge, die ersetzt oder repariert werden müssen. Unlängst haben wir noch einer alleinerziehenden Mutter die Reparaturkosten für ihre durch Feuchtigkeit beschädigte Küche erstattet.“ Zudem stünden noch Gutscheine von Möbelhäusern oder Baumärkten zur Verfügung.

Neben den Bargeld- und Sachspenden bietet die Fluthilfe auch weiterhin Unterstützung bei Anträgen, etwa für Gelder aus dem Landesfond für Wiederaufbau an. Und weil sich Remscheid nicht nur als eigenständige Kommune, sondern auch als Teil des Bergischen Landes versteht, fließen Spendengelder auch über die Stadtgrenzen hinaus, dorthin, wo sie benötigt werden. „Wir unterstützen den Neubau der Kita Unterburg in Solingen mit 15.000 bis 20.000 Euro zur Neuanschaffung von Spielzeug“, sagt Kläuser: „In der Not halten wir eben alle fest zusammen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort