Corona-Beauftragte in Remscheid Ohne erhobenen Zeigefinger

Remscheid · In vielen Sportvereinen ist trotz Corona wieder annähernd Normalität eingekehrt. Das ist strengen Hygienekonzepten zu verdanken und engagierten Menschen, die für die Umsetzung sorgen.

 Ehrenamtler Pascal Pawlowski hat den „undankbaren Job“ als Corona-Beauftragter bei Rot-Weiß Remscheid .

Ehrenamtler Pascal Pawlowski hat den „undankbaren Job“ als Corona-Beauftragter bei Rot-Weiß Remscheid .

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Pascal Pawlowski hat eine Funktion übernommen, um die er nicht zu beneiden ist: Der 22-jährige Chemiestudent ist seit Anfang Juni der neue Corona-Beauftragte des Sportclubs Rot-Weiß Remscheid. Damit ermöglicht der designierte Sportwart in seinem Verein das, was vielen ambitionierten Tennisfans wochenlang gefehlt hatte: „Wir können nun dank unserer strengen Schutzmaßnahmen seit dem 11. Juni wieder Medenspiele austragen.“

Damit die Tennis-Wettspiele nicht zum Corona-Bumerang werden, musste Pawlowski vor Beginn der Turniere umfangreiche Emails schreiben und Mannschaftsführer briefen. Schließlich könne er nicht bei jedem Match vor Ort sein und kontrollieren, „ob sich alle Zuschauer in die Listen eingetragen haben oder auf dem Weg zur Toilette tatsächlich eine Maske tragen“. Der junge Ehrenamtler, der auch seit vier Jahren eine Herren-Mannschaft leitet, wusste natürlich, „dass ich einen undankbaren Job übernehmen würde“. Denn man mache sich insbesondere bei älteren Stammspielern, nicht unbedingt beliebt, „wenn man mit dem erhobenen Zeigefinger ankommt“.

Doch Pawlowski sieht die Sache nüchtern: „Ich wusste, dass die Dringlichkeit bei der Benennung eines Corona-Beauftragten sehr hoch war. Deshalb war ich sofort bereit, dieses Amt zu übernehmen, als mich der Vorstand fragte.“ Dessen Vorsitzende ist seit Jahren Anja Wessel. Die engagierte Tennis-Funktionärin gibt zu, dass sie froh war, „als sich Pascal bereit erklärte, für die Umsetzung unseres Hygienekonzepts zu sorgen“. Die Benennung eines Corona-Ansprechpartners gegenüber dem Landesverband „war eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung des Wettspielbetriebs“. Sie selbst sei als Beauftragte nicht in Frage gekommen: „Ich hatte schon mit der Ausarbeitung eines Konzepts, das sich in unserem weitläufigen Verein umsetzen lässt, reichlich zu tun.“

Bisher könne man aber zufrieden sein: „Aus meiner Sicht läuft alles rund, und Pascal hatte kaum etwas zu monieren.“ Das wohl auch, „weil sich die Leute inzwischen daran gewöhnt haben, auf Handshakes zu verzichten und auf Zuschauerbänken den Mindestabstand einzuhalten“. Zwar komme es mal vor, „dass ein Spieler zu den sanitären Anlagen rennt und vergisst, sich zuvor eine Maske aufzuziehen“. Da müsse man freundlich, aber bestimmt reagieren.

So pragmatisch sieht es auch Jörg Musset vom Spiel- und Sportverein Bergisch Born. Der Sportliche Leiter des traditionsreichen Fußballvereins hatte mit seinem Team ebenfalls viel Arbeit mit dem passenden Konzept für den Trainingsbetrieb. Kein Verein sei umhingekommen, „sich zu überlegen, wie man was genau umsetzt“. Musset nennt als Beispiel die Abfrage des Gesundheitszustandes vor den Trainingseinheiten: „Das haben wir über einen Risiko-Fragebogen gelöst, der auch in digitaler Form existiert.“ Wer aus den 19 Mannschaften mittrainieren wollte, „musste bis zum Beginn der jetzigen Sommerpause vor jedem Training immer aufs Neue die sechs Fragen beantworten“. Wer das nicht tat, „wurde wieder nach Hause geschickt“.

Ähnlich strikt geht es auch bei der LG Remscheid zu, wo das Training in den Ferien weiterläuft. Um dabei kein Corona-Risiko einzugehen, hatten sich schon lange vor Beginn der Neuaufnahme von Trainingseinheiten am 8. Mai vor allem die erfahrenen Übungsleiter Thomas Velten und Ina Garweg unzählige Gedanken gemacht. „Wir konnten schließlich nicht einfach nur die Leitlinien des Dachverbands publizieren“, sagt Garwegt. Am Ende habe man sich bei der Auswahl, wer zuerst wieder trainieren darf, auch daran orientiert, „welche Sportler in diesem Jahr noch an Wettkämpfen teilgenommen hätten, wenn sie erlaubt gewesen wären“. Dann habe man ein Schreiben verschickt, „das nicht nur alle Athleten, sondern auch die Erziehungsberechtigten unterschreiben mussten“. Das Ziel: „Niemand sollte ins Stadion Reinshagen kommen, ohne die für uns geltenden Corona-Leitlinien zu kennen und zu wissen, dass wir bei Missachtungen konsequent vom Training ausschließen würden.“

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