Geschenkaktion in Remscheid „Wo mein Mann ist, bin ich auch“
Remscheid · Leser der Bergischen Morgenpost und Barmer Krankenkasse beschenken in diesem Jahr wieder 75 Bewohner von Haus Lennep und Stockder Stiftung.
Mit ihren 82 Jahren schaut Irmtraud Strasda auf ein bewegtes Leben zurück. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Ostpreußen geboren, verbrachte sie ihre Jugend in der DDR. Weihnachten, erinnert sich die Seniorin zurück, sei in ihrer Kindheit immer etwas Besonderes gewesen, obwohl eine schlimme Zeit herrschte: „Der Vater kam sehr krank aus dem Krieg zurück und war lange Zeit in Hallstatt im Lungenkrankenhaus.“ Erst als sie 15 Jahre alt war, kehrte ihr Vater heim.
Für das erste gemeinsame Weihnachtsfest ging die Familie gemeinsam in den Wald, um den Weihnachtsbaum zu schlagen, was dem Vater mit seiner verkapselten Lunge nicht leicht fiel, erzählt Strasda. „Geschmückt wurde mit viel Lametta.“ Das Festtagsessen bestand aus Huhn und Gans vom eigenen Hof und als Geschenk gab es einen Beutel mit Plätzchen. „Ich bekam allerdings eine Rute“, erinnert sich die 82-Jährige. Warum, weiß sie allerdings nicht. Ein aufmüpfiges Kind sei sie nie gewesen.
Mit 19 Jahren zog die Familie in den Westen nach Neviges, wo Irmtraud Strasda die Lehre zur Hilfsschwester in einem katholischen Krankenhaus begann. Hier lernte sie auch ihren ersten Mann kennen, den sie mit 21 Jahren heiratete. Die Ausbildung durfte sie kurz vor ihrem Abschluss nicht beenden. „Es war ein katholisches Krankenhaus und als die Schwestern mitbekamen, dass ich schwanger war, musste ich gehen“, erzählt die Seniorin nachdenklich. Ihre erste Ehe sei schwierig gewesen. Ihr Mann, Alkoholiker, beging nach wenigen Jahren Suizid, so dass Strasda mit knapp 24 Jahren Witwe und alleinerziehende Mutter zweier Töchter war.
Ihr Brot verdiente sich die taffe Frau als Kellnerin in einem Wuppertaler Gasthaus. Hier sollte sie schließlich den Mann fürs Leben kennenlernen. „Günter war Gast und sprach mich direkt an“, erzählt sie heiter. Ein adretter junger Mann, dem sie nicht abgeneigt war. Auch ihrer Tochter gefiel der neue Verehrer auf Anhieb. „Als er vor meiner Tür stand und meine Tochter öffnete, sagte sie gleich, ‚Mama, ist das ein schöner Mann‘.“
Irmtraud und Günter Strasda fanden zusammen und sind seitdem unzertrennlich. 48 Ehejahre, in denen das Paar gemeinsam durch dick und dünn gingen und deren Liebe einen gemeinsamen Sohn hervorbrachte: „Er zog für mich mit seinen beiden Kindern (Tochter und Sohn) nach Neviges.“ Auch mit den Schwiegereltern, erinnert sich die 82-Jährige, verstand sie sich von Anfang an gut. Weihnachten verbrachten sie seitdem und bis heute immer mit der Familie. „Ich habe das Glück, eine sehr gute Familie zu haben und ganz tolle Kinder.“
Vor etwas über einem Jahr zog das Paar ins Haus Lennep. Günter Strasda (81), zuweilen dement, ist in der Einrichtung besser aufgehoben, weiß die Ehefrau. Deswegen beschlossen sie, gemeinsam in das Seniorenpflegeheim zu ziehen. „Wo mein Mann ist, bin ich auch. Uns gibt es nur zusammen“, betont Strasda überzeugt. Die Entscheidung, in eine Pflegeeinrichtung zu ziehen, fiel ihr nicht leicht, doch sie ist überzeugt, dass es das Beste ist. „Wenn ich gehe, weiß ich, dass er gut aufgehoben ist.“
Die gemeinsame Zeit verbringt das Ehepaar mit Gesellschaftsspielen. „Wir spielen abends gerne Mühle und Halma“, sagt die 82-Jährige. „Das ist auch gut für seinen Kopf.“ Sie macht gerne Späßchen und hat sich trotz harter Schicksalsschläge und der Pandemie ihren Humor nie nehmen lassen. Zudem weiß sie die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und sich an ihnen zu erfreuen: „Wir haben hier ein wunderschönes Zimmer, das meine Kinder schön weihnachtlich dekoriert haben“, schwärmt sie. Worauf sie sich dieser Tage am meisten freut? „Natürlich auf Weihnachten mit der Familie.“