Remscheider Grundschüler „Wenn man es im Herzen spürt, ist es Liebe“

Südbezirk · Kinder müssen noch viel lernen. Doch mit Gefühlen kennen sie sich bereits gut aus – jedenfalls die Klasse 4b der Mannesmann-Grundschule.

Die Elefantenklasse 4b von Regina Böhm (hinten links) kennt sich aus mit Gefühlen. Schulleiter Sebastian Hill (hinten rechts) ist beeindruckt.

Die Elefantenklasse 4b von Regina Böhm (hinten links) kennt sich aus mit Gefühlen. Schulleiter Sebastian Hill (hinten rechts) ist beeindruckt.

Foto: Jürgen Moll

Meistens geht es in der Schule ja um Bruchrechnen, um Singular, Plural, Dativ und Genitiv oder um erste Grundvokabeln auf Englisch. Heute aber steht ein völlig anderes Thema auf dem Lehrplan der Elefantenklasse an der Mannesmann-Grundschule. Heute geht es um die Liebe.

„Liebe ist ein Gefühl“, weiß Ferdi und Malik ergänzt: „Ein Gefühl im Herzen.“ „Ja“, bestätigt auch Lara. „Man spürt es ganz, ganz tief in sich drin im Herzen.“

Die Viertklässler der 4b sind zwischen neun und elf Jahre alt. Klassenlehrerin Regina Böhm hatte den Kindern ein Arbeitsblatt mit nach Hause gegeben zum Thema „Liebe“. In die beiden Herzen darauf sollten sie schreiben, für wen sie die stärksten Gefühle empfinden. „Mama und Papa natürlich“, sagt Lara und lacht. Bei anderen sind es Oma und Opa – vielleicht, weil sie von ihnen betreut werden oder sehr viel Zeit mit ihnen verbringen.

„Man liebt die Familie und die Geschwister“, fasst es Esat zusammen. Dann fällt ihm noch etwas ein. „Aber manchmal liebt man auch einen Jungen oder ein Mädchen, aber nur eins, nicht alle.“ „Nein, das ist verliebt sein“, widerspricht Stefan und einige Kinder kichern. Manche haben bislang nur davon gehört, manche es vielleicht selbst schon erlebt. „Ja. Verliebt sein ist, wenn man dann dem Jungen einen Brief schreibt“, erklärt Lara selbstbewusst und lacht.

„Verliebt sind Jungs in Mädchen und Mädchen in Jungs“, ergänzt Esat, aber Lara schüttelt vehement den Kopf. „Nein, manche Mädchen sind auch in Mädchen verliebt und manche Jungen in Jungen, das geht auch.“ Aber wo genau liegt denn der Unterschied zur Freundschaft?

„Freundschaft ist ja, wenn man viel Zeit mit jemandem verbringt und mit dem zusammen rausgeht und Spiele zusammenspielt und viel telefoniert“, weiß Malik und dreht sich zu Stefan um. „Du bist mein bester Freund, weil ich dich so gerne mag und so gerne mit dir zusammen bin.“ Ein Lob, ein Kompliment, über das sich Stefan sichtlich freut. „Man sagt sich schöne Dinge, wenn man sich gerne mag oder lieb hat und der andere ist dann glücklich“, weiß Esat und: Komplimente kann man immer machen, egal, ob man den anderen liebt, mit Herzklopfen verliebt ist oder ihn oder sie einfach „nur“ sehr gerne hat.

Malik zeigt auf, er nimmt das Thema direkt als Anlass, seinem Klassenkameraden, der ganz hinten sitzt, etwas Schönes zu sagen, dreht sich zu ihm um: „Deyvid, du hast einen sehr schönen Pullover an.“ Deyvid, der bislang den anderen nur zugehört hat, lächelt plötzlich auf. „Danke“, sagt er, „das ist schön.“ Und dann legen auch die anderen los. „Ich finde, du hast wunderschöne Ohrringe, Bernadette“, lässt Lara ihre Sitznachbarin wissen, „Feria, du bist eine tolle Freundin“, „Stefan, du wohnst in einem tollen Haus“, „Ebuzar, du hast so süße Wangen“. Doch die allermeisten Komplimente erntet Regina Böhm, die Klassenlehrerin. „Frau Böhm, du bist so schön, du hast so schöne Schminke und so schöne Fingernägel“, „Du bist so lieb“, „Du bist stylish“, „Deine Augen leuchten so schön“.

Die junge Lehrerin winkt lachend und ein klein wenig verlegen ab und ist froh, dass jetzt Schulleiter Sebastian Hill an der Reihe ist, der die Gespräche über die Gefühle interessiert verfolgt. „Herr Hill, du bist der beste Schulleiter, den ich kenne“, „Herr Hill, du machst tollen Sachunterricht“.

Es scheint, als wären die Elefantenkinder auf den Geschmack gekommen. „Das macht Spaß, wenn der andere sich so freut“, erkennt Ferdi, weiß aber auch, dass es ebenso gut tut, selbst Lob und Anerkennung zu erfahren. „Meine Mama sagt mir immer, dass sie mich lieb hat und wenn ich was gut mache, dann lobt sie mich auch.“ „Mir geht es auch gut, wenn mir jemand sagt, dass ich süß bin“, spürt auch Malik. „Wer von euch wird denn zu Hause gelobt?“, möchte Regina Böhm wissen. Alle Finger schellen in die Höhe. Die Lehrerin ist sichtlich erfreut. Lob, so sagt sie, sei eine Art Motor, um weiterzumachen. Gerade dann, wenn es einem selbst nicht so gut gehe.

„Denkt mal daran, als ich letztens im Schneechaos im Stau gestanden habe und viel zu spät gekommen bin und ich ganz durchgefroren war. Was hat ihr da gemacht?“ „Wir haben dich gedrückt, Frau Böhm“, „Wir haben dir gesagt, wie schön es ist, dass du endlich da bist“, „Wir haben uns gefreut, dass du nicht erforen bist“, rufen die Viertklässler durcheinander. Die Klassenlehrerin lacht. „Das hat mir so gut getan.“ „Ja“, sagt Lara, „es ist gut, wenn man sich öfter mal zeigt, wie lieb man sich hat.“

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