Umweltthemen in Remscheid Wenn Bienen ans Autofenster klopfen

Remscheid · Am Wochenende starten die Technischen Betriebe die Kampagne „#schutzstattschmutz“. Remscheider sollen die innerstädtischen Grünflächen als kleine Naturschutzgebiete schätzen und schützen lernen.

 Frank Ackermann (v.l.), Peter Bürger, Frauke Bentz (im Bienenkostüm) und Markus Wolff vor einem der Müllwagen mit einem Motiv der Kampagne.

Frank Ackermann (v.l.), Peter Bürger, Frauke Bentz (im Bienenkostüm) und Markus Wolff vor einem der Müllwagen mit einem Motiv der Kampagne.

Foto: Röser, Henning

An drei zentralen Kreuzungen im Stadtgebiet werden den Remscheidern und Pendlern am Freitag und Samstag überlebensgroße Bienen, Schmetterlinge und Marienkäfer begegnen. Ausgerüstet mit Infobroschüren werden diese Botschafter im Insektenkostüm das Gespräch mit Autofahrern und Passanten suchen. Ihr Ziel: Die Bedeutung der fast 1000 kleinen und großen innerstädtischen Grünflächen für Luftqualität, Insektenschutz und Stadtklima vermitteln.

„Unsere Grünflächen. Die kleinsten Naturschutzgebiete der Stadt“ heißt das übergeordnete Motto der groß angelegten Kampagne, mit der die Technischen Betriebe Remscheid (TBR) die Bedeutung der Biotope in der Innenstadt ins Bewusstsein rücken wollen. Damit sind die Wildblumen-Inseln auf der Kreuzung Hochstraße ebenso gemeint wie der Stadtpark.

Dass die Kampagne den Namen „Schutzstattschmutz“ trägt, zeigt die andere Intention der Aktion. Die TBR wollen an die Bürger appellieren, diese Biotope pfleglich zu behandeln, sie nicht mit aus dem Autofenster geschnippten Zigarettenkippen, mit weggeworfenen Speiseresten, Hundekot oder Abfall zu verschmutzen und zu zerstören.

Welche negativen Effekte dieses Verhalten über eine offensichtliche Verschandelung des Stadtbildes hinaus hat, hat die Wuppertaler Agentur Bürger, Albrecht, Partner für die TBR zusammengetragen. Über die Filler der Kippen gelangen
7000 Schadstoffe in die Natur, Plastikmüll wird bei Regen in Bäche und Flüsse gespült, Essensreste locken unter anderem Ratten an, Krankheitserreger werden verbreitet.

Das alles findet sich in kurzer, prägnanter Form als Information in den Flyern, die am Wochenende verteilt werden. Der Auftritt der Mensch-Insekten ist aber nur der Auftakt der Kampagne, sagt Markus Wolff, zuständig für Forst und Grünflächen bei den TBR. So werden viele Grünflächen der Stadt mit Schildern versehen, die die Nutzer zur Rücksichtnahme und Müllvermeidung animieren sollen. Passend zum Slogan sind sie angelehnt an die offiziellen Naturschutzschilder, nur dass sie statt einem Weißkopfadler eine Biene, einen Marienkäfer oder einen Schmetterling zeigen. Auf drei Jahre ist das Konzept angelegt. Wie so oft in solchen Fällen nutzen die TBR ihre Entsorgungsfahrzeuge als rollende Litfaßäulen. Drei verschiedene Motive gibt es.

Passend zum digitalen Zeitalter wird das Thema über eine Präsenz in den sozialen Medien und über eine Internetseite (schutzstattschmutz.de) präsentiert. Auf der sogenannten Landing Page finden Besucher nicht nur internationale Beispiele zur Müllvermeidung oder zur Pflege eines Stücks Natur, sie können dort auch eigene Aktivitäten in diesem Bereich einstellen. Wer die Seite gründlich liest, kann zudem leicht die drei Fragen eines Gewinnspiels beantworten. Dass die Aktion zum Ende des Sommers startet, sieht Markus Wolff nicht als Nachteil. Der Themenkomplex Klima-, Natur- und Umweltschutz sei aktuell in aller Munde, die Bilder des brennenden Regenwaldes am Amazonas gehen um die Welt und rütteln auf. Reicht all dies nicht aus, um den Menschen die Schutzwürdigkeit der Natur ans Herz zu legen, kann Wolff auch Zahlen sprechen lassen. 200.000 Euro geben die Technischen Betriebe im Jahr aus, um Müll von Grünflächen zu entfernen. Ausgaben, die auf die Gebühren umgelegt werden.

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