Prozess Verstörende Einblicke ins Leben eines Rockers

WUPPERTAL/REMSCHEID · Das war ja mal eine ganz ungewohnte Erfahrung bei Gericht.

Remscheid: Verstörende Einblicke ins Leben eines Rockers
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

In einem Saal der Ex-Rocker, der sich im Berufungsverfahren wegen Zwangsprostitution zu verantworten hat. Direkt nebenan ein ehemaliges Mitglied der „Osmanen Germania“, dem vorgeworfen wird, den vermeintlichen Mord an ebenjenen Remscheider „Zuhälter“ aus den eigenen Reihen in Auftrag gegeben zu haben.

Von „weg machen“ sei die Rede gewesen, als sich die beiden ehemals befreundeten Männer im Juni 2017 gegenüberstanden, um die Konsequenzen des offenbar illoyalen Austritts des Remscheiders aus dem Rocker-Bund zu verhandeln. Der abtrünnige „Sergeant of Arms“ war umringt von Unterstützern nach Wuppertal gefahren, um sich dort den von überall her zusammengetrommelten Osmanen gegenüberzusehen. Zuvor hatte man offenbar von Wuppertal aus „NRW-Alarm“ ausgelöst.

In einem Saal ist er der Täter, im anderen das Opfer. Ein solches Drehbuch ist selten und die geflügelten Worte von „Nutten und Koks“ wurden zum Plot einer Geschichte, an der sich auf beiden Schauplätzen alles entlang hangelte. Der Tatvorwurf der Zwangsprostitution gegen den Remscheider. Nach dem mittlerweile achten Verhandlungstag und dazu in zweiter Instanz war alles längst ausgiebig und von allen Seiten betrachtet.

Derweilen gab es im Saal nebenan Einblicke in die Rockerszene und all das, was den Remscheider dort hatte zu einem „Opfer“ werden lassen. Er hatte sich offenbar schnell vom „Prospect“ zum „Sergeant of Arms“ hochgedient, in dem er „Sachen gemacht“ habe. Was darunter zu verstehen ist, blieb offen. Legal wird das alles nicht gewesen sein – und auch dass der Remscheider bei seinen Chapter-Besuchen in Wuppertal das Waffenarsenal verwaltet hat, dürfte bei dessen erwarteter Zeugenaussage für Interesse sorgen. Aber dann soll es eben auch noch die Idee gegeben haben, Frauen ins Bordell zu schicken.

Während der Remscheider dass  erneut bestritt, wurde ebenjenes Kapitel im Saal nebenan zum Dreh- und Angelpunkt des „Rockerkrieges“, zu dem der Angeklagte aufgerufen haben soll, nachdem sich ausgerechnet seine Kumpels an dessen Zuhälterei gestört haben sollen. Irritierend war das schon für den Prozessbeobachter – war doch noch kurz zuvor darüber gesprochen wurde, was die Osmanen zusammenhält: Drogenhandel, Geldeintreiben und Zwangsprostitution.

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