Elterntaxis vor Schulen Morgendlicher Verkehrskollaps
Remscheid · Kinder werden zu oft im „Elterntaxi“ zur Schule gebracht. ACE und Eltern luden in Hasten zum Ortstermin ein.
Manche mögen es als Zeichen einer immer bequemer werdenden Gesellschaft sehen, andere als Symptom übervorsichtiger Helikoptereltern. Tatsache ist, dass vor den Schulen morgens vor Schulbeginn oft eine Art Verkehrskollaps herrscht – auch, weil sich nicht alle Eltern den Verkehrsregeln entsprechend verhalten, wenn sie ihre Kinder vor der Schule absetzen. Der Auto Club Europa (ACE) hat das zum Anlass genommen, im Rahmen der Aktion „Goodbye Elterntaxi“ am Donnerstagmorgen vor der OGGS Hasten an der Moltkestraße/Ecke Blücherstraße eine Zählung zu organisieren. „Wir wollen nicht belehren, sondern auf gefährliches Verhalten hinweisen“, sagt ACE-Kreisvorsitzender Harry Gohr.
Mit dabei sind auch Eltern des Evangelischen Kindergartens Moltkestraße, darunter Linda Lauer. „Meine Tochter ist Vorschulkind, und ich übe jetzt auch schon den Schulweg mit ihr. Ich würde sie auch alleine in die Schule schicken, aber ich habe doch Angst. Nicht wegen der Hauptverkehrsstraße – sondern wegen der unübersichtlichen Situation an der OGGS. Da ist teilweise dermaßen viel Verkehr, dass die kleinen Kinder Gefahr laufen, übersehen zu werden“, sagt die Mutter.
Tobias Krupp ist Vorsitzender des Elternbeirats im Kindergarten. „Wir haben die Zählung heute mitinitiiert, weil wir merken, dass hier viel rücksichts- und gedankenloses Verhalten passiert.“ Der Kindergarten wolle verschiedene Aktionen machen, um die Schwächsten im Verkehr, also die Kinder, schützen zu können. „Wir wollen Öffentlichkeit schaffen mit diesen Aktionen“, sagt Krupp.
Vom Ordnungsamt ist Christian Rothmann an die Moltkestraße gekommen. Für ihn ist die Problematik „Elterntaxi“ nicht neu: „Das haben wir praktisch an jeder Schule.“ Eine Idee seien die Eltern-Kind-Bringzonen. Damit könne man die Situation etwas entschärfen. „Aber man muss da natürlich auch auf die Interessen der Anwohner Rücksicht nehmen“, sagt Rothmann. Es bringe nichts, in Aktionismus zu verfallen.
Für Bezirksbürgermeister Ernst-Otto Mähler, der ebenfalls am frühen Donnerstagmorgen zur OGGS Hasten gekommen ist, ist es hingegen fast ein Wunder, dass bei dem hohen Verkehrsaufkommen vor der Schule nicht mehr passiere. „Ich habe schon die große Befürchtung, dass irgendwann etwas ganz Schreckliches passiert“, sagt er. Daher sei es ihm auch ein wichtiges Anliegen, das Thema in die Politik und die Ausschüsse zu bringen.
Der ACE notiert die Auffälligkeiten auf einem Klemmbrett. Mähler hingegen schreitet direkt ein, wenn er gefährliche Situationen bemerkt. Etwa als ein Auto auf der Sperrfläche am Straßenrand gegenüber der Schule anhält und eine Frau ihr Enkelkind auf der Straßenseite aussteigen lässt. „Sie hat sich vielmals dafür entschuldigt, eine andere Frau hat mir direkt zugestimmt. Aber was nützt das schon, wenn die Leute wissen, dass sie etwas verkehrt machen und es trotztdem tun?“, fragt Mähler.
Der große Ansturm dauert nicht lange. In einer knappen halben Stunde sind alle Kinder gebracht, auf Moltke- und Blücherstraße ist wieder Ruhe eingekehrt. Dennoch sind die Anwesenden sich einig, dass es so nicht weitergehen kann. Nicht zuletzt wird das deutlich, wenn man sich die Zahlen der Statistik vergegenwärtigt: „Im Jahr 2017 ist alle 18 Minuten ein Kind im Verkehr verunglückt. Sei es als Insasse im Auto, als Fußgänger oder als Radfahrer“, sagt Gohr.