Plagegeister in Remscheid Stinkwanzen sind auf dem Vormarsch

An einem Hochhaus in Remscheid leben die Winzlinge in Scharen. Das Insekt ist harmlos, aber lästig. In NRW sind es in diesem Herbst die Stinkwanzen zahlreich vertreten.

Schädlinge in Haus und Garten
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Foto: dapd, dapd

In Scharen krabbeln sie die Außenwände hoch. Klaus Trester hat so eine Plage in über 40 Jahren noch nicht erlebt. Seit den 70er-Jahren lebt er mit seiner Ehefrau in einem Hochhaus am Lenneper Hasenberg. Am 27. September bemerkte er das Getier erstmals an seinem Schlafzimmerfenster im vierten Stock des 43-Parteien-Hauses in der Artur-Sommer-Straße. „Das Fenster war granatenvoll mit den Viechern“, wunderte sich der Pensionär.

Trester begann zu telefonieren. „Die Angst bestand, dass es sich um einen Krankheitsüberträger handeln könnte.“ Zunächst rief der besorgte Mieter seinen Hausherren, die Wohnungsgesellschaft Gewag an, dann beim Umweltamt und schließlich beim Grünflächenamt. Dort und später von einem Kammerjäger wurde bestätigt, dass es sich um die Stinkwanze handeln könnte. Wer den Namen des Insektes im Internet eingibt, stößt bei aktuellen Einträgen auf einen Begriff: „Auf dem Vormarsch“.

Schädlich für den Menschen sind die 12 bis 13,5 Millimeter großen Stinkwanzen mit dem breit-ovalen Körper zwar nicht, erfuhr Trester, aber nervig und eklig. Bis in den Herbst hat Palomena prasina eine grünliche Farbe, die im Herbst über den Winter in (rot-)braun wechselt. „Die sitzen überall, bevorzugt im Mauerwerk, der Sonne zugewandt“, beobachtete Klaus Trester. Wenn’s abends kühler wird, nutzt der ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Winzling offene Fenster, um sich in warmen Wohnungen einzunisten.

Diese Insekten und Spinnen krabbeln im Sommer
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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Draufhauen und entsorgen bringt nichts, lernte Klaus Trester. Denn der Plagegeist sondert, wenn er sich in Gefahr wähnt, am Hinterleib aus seinen Drüsen ein stark und lange riechendes Sekret ab. Auch die chemische Keule ist fehl am Platz.

„Pestizide sollte man aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Wohnung verwenden“, weiß Trester. Besser sei es, Außenwände mit Insektensprays zu präparieren, damit die Stinkwanzen dem Haus fernbleiben und sich in Wiese und Wald dort aufhalten, wo man sie eigentlich antrifft. Oder das Insekt auf ein Stück Papier zu verfrachten oder auf ein Kehrblech zu fegen, um es an die frische Luft zu setzen.

Die Gewag, die sich zu diesem Phänomen erst schlau machen musste, rät: Abwarten. „Auch wenn’s schwer fällt: Betroffene sollten Geduld aufbringen, Fenster geschlossen halten. Der Kammerjäger hat uns aufgeklärt, dass das Phänomen abebbt, wenn die Temperaturen sinken“, meint Gewag-Vorstand Hans-Jürgen Behrendt’

Seine Gesellschaft hat im Eingangsbereich des Hochhauses nahe der Panzertalsperre eine Information gehängt, der über die ungebetenen Gäste informiert. „Der Klimawandel hat sicherlich zu dieser Population beigetragen. Der Jahrhundertsommer sorgt für manches Massenauftreten in der Tierwelt, das wir früher nicht kannten“, findet Behrendt.

Von einer Stinkwanzen-Invasion will er nicht sprechen. Am Gewag-Eigentum ist der Komplex Artur-Sommer-Straße der einzige, der in dieser Hinsicht Auffälligkeiten aufweist. Thomas Krüger, Mitarbeiter der Biologischen Station Mittlere Wupper (Solingen), hat nicht von einem extremen Wanzen-Aufkommen gehört. Abgesehen von der Feuerwanze, die farblich wie von der Körperform anders aussieht als die Stinkwanze.

Der Naturschutzbund Nabu berichtet auf seiner Homepage über die in die Schlagzeilen geratenen „grünen Stinker“. „Vor allem im Südwesten der Republik suchten ab Ende September ungewöhnlich viele Stinkwanzen nach einem passenden Winterquartier und ‘belagerten’ manches Haus.“

(Boll)
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