UN-Preise wurden im Teo Otto Theater verliehen Über Remscheid zum Weltklimagipfel

Remscheid · Das Teo Otto Theater bot einen würdigen Rahmen für die Verleihung eines Klimaschutz- und Nachhaltigkeitspreises der Vereinten Nationen. Auf die vier Preisträger aus aller Welt wartet nun der nächste große Auftritt.

 Die Preisträger beim Global Call 2021 zusammen auf der Bühne des Teo Otto Theaters: Neben Oliver Schweiniger, dem europäischen  Vertreter von Chint New Energy aus China, stehen Rainer Hönig (betteries), Myrna und Dean Bittner (Runwithit) und Chiba Onyeri, Dr. Gerhard Dust und Andreas Kunsmann (Polycare; von links).

Die Preisträger beim Global Call 2021 zusammen auf der Bühne des Teo Otto Theaters: Neben Oliver Schweiniger, dem europäischen  Vertreter von Chint New Energy aus China, stehen Rainer Hönig (betteries), Myrna und Dean Bittner (Runwithit) und Chiba Onyeri, Dr. Gerhard Dust und Andreas Kunsmann (Polycare; von links).

Foto: Henning Röser

Manchmal reichen wenige Worte, um eine bahnbrechende Idee zu erklären. Als „Legosteine für Erwachsene“ beschrieb Firmenchef Dr. Gerhard Dust am Dienstagabend auf der Bühne des Teo Otto Theater das Prinzip seiner Erfindung, die von einer internationalen Jury gerade vor großen Publikum mit einem Preis der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden war.

Das Start-up aus Thüringen hat Systembausteine aus Polymer-Beton entwickelt, die sich wie die beliebten Spielzeugsteine schnell und unkompliziert zusammenstecken lassen. So entstehen in atemberaubendem Tempo Wohnhäuser. Werden sie nicht mehr gebraucht, kann man aus den Steinen andere Gebäude bauen. Die Lebensdauer sei sehr hoch, sagte Dust. Der Clou dabei: Die Steine bestehen zum Teil aus wieder verwertetem Plastikmüll, ihre Herstellung braucht deutlich weniger Energie als Beton und vor allem keinen Sand, der als Rohstoff immer teurer wird.

Zudem sind die Polymer-Steine widerstandsfähiger als Beton. Dessen Herstellung, so hatte Gastgeber und Moderator Dr. Peter Schniering von der Remscheider Denkfabrik Future Cleantech Architecs (FCA) zuvor erläutert, ist sehr energieintensiv und sorgt für hohen Schadstoff-Ausstoß. Acht Jahre hat Polycare gebraucht, um in Deutschland die Zulassung als Baustoff zu bekommen, nun nimmt die Firma Europa in den Blick. Auf dem afrikanischen Kontinent sind bereits ganze Wohnsiedlungen mit den großen Legosteinen entstanden.

Viel Applaus gab es im gut gefüllten Theater auch für die drei Preisträger in den anderen Kategorien. So wurde die kanadische Firma Runwithit ausgezeichnet, deren Technik Stadtplanern digitale Simulationen für saubere Lösungen in der Verkehrsplanung oder der Versorgung ermöglicht. Ein Musterbeispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist auch die in einer kleinen Garage in Berlin gestartete Firma betteries. Sie macht aus ausgedienten Batterien von Elektroautos mobile Kraftpakete, mit denen etwa kleine Fimen ihren Strombedarf decken können, ohne dafür einen benzingetriebenen Generator anwerfen zu müssen.

Neben der Nachhaltigkeit war auch die Skalierbarkeit, also die Übertragbarkeit auf großflächige Anwendungen, ein Kriterium bei der Auswahl der vier Preisträger aus insgesamt rund 200 Einsendungen von allen fünf Kontinenten. Zutreffend ist das sicher für das Produkt der chinesischen Firma Chint New Energy. Ihre Solarpaneele erzeugen nicht nur Strom, sondern beschatten und kühlen auch die unter ihnen angebauten Pflanzen. Ein Weg, um „saubere“ Landwirtschaft auch in heißen Ländern zu ermöglichen.

Preisgeld gab es zwar nicht für die Gewinner, dafür aber eine weit wichtigere Währung, wie Schniering berichtet. Es geht um Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit. Beim in wenigen Tagen anstehenden Weltklimagipfel in Glasgow bekommen alle vier Sieger jeweils zehn Minuten Zeit, um ihre Konzepte per Video-Schalte den hier versammelten Verantwortlichen der Weltklimapolitik vorzustellen. Auch die Remscheider Denkfabrik mit Sitz in der Hindenburgstraße wird dabei sein, sagte Schniering.

Zum Ende der dreistündigen Veranstaltung, die über den Internetkanal YouTube live übertragen wurde, wechselte der Remscheider kurz ins Deutsche, um sich bei der Stadt und beim Team des Teo Otto Theaters für die Unterstützung bei der Ausrichtung der Veranstaltung zu bedanken. Dass dieser weltweite Wettbewerb noch mal in in seiner Heimatstadt Station macht, sei unwahrscheinlich, sagte Schniering. Nun seien andere Länder dran.

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