Stadtteilarbeit in Remscheid Ultimatum vom Kremenholl
Remscheid · Die Stadtteilvereine fordern einen Kümmerer. Ohne einen hauptamtlichen Beauftragten sei das Ehrenamt vor Ort am Ende.
Seit 25 Jahren kümmert sich der Initiativkreis Kremenholl um ein friedliches Miteinander im Stadtteil, bringt Jung und Alt bei kulturellen Veranstaltungen und Festen zusammen, organisiert Aktivitäten und Aktionen, um den Stadtteil sauber und lebendig zu halten. Der IK hat ein Ohr bei den Menschen vor Ort, ist Sprachrohr und Kümmerer zugleich. Eine Funktion, die Gabriele Leitzbach und ihr Vorstandsteam seit nunmehr einem Vierteljahrhundert im Ehrenamt und mit viel Herzblut ausüben.
Doch mittlerweile, sagt die 59-Jährige ein wenig resigniert, schwinden auch bei ihr die Kräfte. Dem allgemeinen Frust, den alle Kremenholler mittlerweile verspüren, könne sie kaum noch etwas entgegenhalten. Enttäuschung habe sich breit gemacht, weil die engagierten Kremenholler sich nach jahrzehntelanger Arbeit in Stich gelassen fühlen.
„Wir brauchen und wollen einen Stadtteilbeauftragten, wie es ihn auch schon in anderen Stadtteilen gibt“, sagte Leitzbach beim Frühlingsempfang am Sonntag in der Kinder- und Jugendwerkstatt „echt Kremig“. Es war der erste Empfang nach zwei Jahren. Ein freudiger Moment des Wiedersehens, aber auch der Erkenntnis, dass es so wie es ist, nicht mehr weiter gehen kann.
Wie auch in anderen Vereinen fehlen „echt kremig“ die tatkräftigen, ehrenamtlichen Kräfte, zuverlässig und mit Tatendrang, die mit anpacken und Verantwortung übernehmen. Ende vergangenen Jahres schien das Ende der Kinder- und Jugendwerkstatt „echt Kremig“ schon besiegelt. Der gesamte Vorstand trat geschlossen altersbedingt zurück. Nachfolger konnten vor dem Rücktritt keine gewonnen werden und auch bis dato hat sich niemand gefunden, der dieses wertvolle Angebot für die Kinder im Stadtteil am Leben hält.
Nach Gesprächen mit dem IK willigte das Team ein, das Amt auf ein halbes Jahr bis zum Sommer zu verlängern, um bis dahin mit der Stadt nach einer Lösung zu suchen. „Der Oberbürgermeister hat uns versprochen, dass er mit Hochdruck an einer Lösung arbeitet“, berichtete Leitzbach. Die Kinder- und Jugendwerkstatt wurde vor nunmehr 20 Jahren gegründet, um den Kindern im Stadtteil altersgerechte Angebote anbieten zu können. Spielenachmittage, Ferienprogramme, Ausflüge. All das wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten von einem immer älter werdenden Team gestemmt. Rita Haindl (78), Gründungsmitglied und von Beginn an im Vorstand, sieht sich weder körperlich noch geistig länger in der Lage, als zweite Vorsitzende und Hauptverantwortliche vor Ort, das Angebot aufrechtzuerhalten. Zu zweit, maximal zu dritt werde der Spielnachmittag jeden Mittwoch am Leben gehalten. Ausflüge mit 20 bis 25 Kindern sind für sie mittlerweile kein Zuckerschlecken mehr. Gesundheitlich belastet sie dieses Ehrenamt mittlerweile sehr. Einfach habe sie sich die Entscheidung nicht gemacht, betont sie. Ihr Herz hängt sehr an diesem Projekt.
Der Initiativkreis kann die Kinder- und Jugendwerkstatt nicht übernehmen, macht Leitzbach deutlich. Das würde allein von ihrer Satzung her nicht funktionieren. Zum anderen aber fehlt auch dem IK dafür die nötigen Ehrenamtler. „Wir müssen im Vorstand mittlerweile selber schauen, wie wir mit unseren Kräften haushalten.“
Die einzige Lösung sei daher eine hauptamtliche Kraft, die Verantwortung und Koordination der Kinder- und Jugendwerkstatt übernehme. Sollte diese nicht kommen, geht Leitzbach sogar einen Schritt weiter und kündigt den Rückzug des IK aus der kulturellen Arbeit vor Ort an. „Wenn sich mit der Stadt keine Lösung für unser Problem findet, dann werden auch wir uns nach dem 25. Stadtteilfest im September, zurückziehen.“ Leitzbach hofft aufgrund der bisher positiven Gespräche mit der Stadt, dass es nicht so weit kommen muss.