Südbezirk in Remscheid Trinkwasser strömt Straße hinunter

Remscheid · Im Südbezirk war ein Druckrohr durchgerostet. Die Schweißer rückten am Montag an.

Das Rauschen von Wasser. Im Sommer bei schweißtreibenden Temperaturen eigentlich ein angenehmes Geräusch. Bei Frank und Ulrike Falkenrath wirft ein Defekt an einer Wasser-Transportleitung in Berghausen jedoch bohrende Fragen auf.

Von Donnerstagmittag gegen 14.30 Uhr bis zum frühen Montagmorgen strömte Trinkwasser die abschüssige Straße im Südbezirk hinunter und versickerte im Wald. „Eine Million Liter reinstes Trinkwasser flossen ungehindert und ungenutzt in die Landschaft“, errechnete Frank Falkenrath.

In seinem Mietshaus Berghausen 17 hatte der Immobilienbesitzer zuvor im Keller Flecken festgestellt. Durch die Bodenfugen war Wasser gedrungen. Wie sich später herausstellte, hatten auch drei Hausbesitzer im benachbarten Im Mittenfeld in ihren Kellern in den vergangenen Wochen immer wieder Wasser aufwischen müssen. Nachdem Falkenrath Versorger EWR informiert hatte, wurde die Leckage mit Horch- und Messgeräten an der Kreuzung Im Mittenfeld / Berghausen schnell lokalisiert.

Ein 500 Millimeter dickes Druckrohr war durchgerostet. Die Schweißer konnten allerdings erst gestern Morgen anrücken. Die Transportleitung, die vom Wasserwerk Eschbachtal bis zum Trinkwasserspeicher Am Stadtpark führt, musste erst von Druck und Wasser befreit werden.

Dafür wurden zwei 700 Meter entfernt liegende Schieber geschlossen, der untere in Berghausen 16, der obere an der Berghauser Straße an der Eisenbahnbrücke. Das Wasser floss zunächst in einem Feuerwehrschlauch, später über ein Rohr den Asphalt hinunter.

„Wir haben es getestet: Binnen drei Sekunden hatten wir einen Zehn-Liter-Eimer mit Wasser gefüllt“, sagt Frank Falkenrath fassungslos darüber, was über mehr als drei Tage „sinnlos verschwendet“ wurde. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, findet der Anwohner: Man hätte das kostbare Gut über eine Leitung ins 300 Meter entfernte Wasserwerk zurückführen oder das Wasser ins ebenfalls benachbarte Freibad Eschbachtal leiten können.

Und sicherlich hätte man auch die Tankwagen der Feuerwehr, des THW oder der TBR befüllen können, um damit Grünanlagen im trockenen Sommer zu bewässern. Auch ein Einlauf in die Kanalisation hätte erwägt werden können. „Als verantwortungsvolle und umweltbewusste Bürger fragen wir, warum es für solche Fälle nicht einen durchdachten Notfallplan gibt?“

Der Kritik des Ehepaars Falkenraths entgegnet EWR-Pressesprecher Klaus Zehrtner: „Bei der Leckage stand die Schadensabwehr im Vordergrund. Technische und wirtschaftliche Alternativen gab es nicht.“

Er könne zwar die Einwände nachvollziehen, aber für die EWR habe Priorität gehabt, dass die Wasserversorgung der Haushalte nicht gefährdet gewesen sei, dass nicht weitere Gebäude Feuchtigkeitsprobleme bekommen und der Schaden nach Trockenlegung des Rohrs fix repariert worden sei.

Montagmorgen war das gut zwei Zentimeter starke Loch tatsächlich geschweißt, nachdem zwischenzeitlich auch Probleme mit einem der beiden Schieber auf der Strecke gelöst worden waren. Bei dem Druckrohr handelt es sich um eine Bereitschaftsleitung, die bei dem Versorger als Reserve geführt wird. „Es wird aus Hygienegründen nur für zwei Stunden am Tag betrieben“, erläutert Zehrtner.

Weitere Info Das Remscheider Wasser ist Oberflächenwasser, das der Großen Dhünn-Talsperre entnommen wird. Die Talsperre ist Wasserschutzzone, deren größte Zuflüsse spannen ein waldreiches Dreieck auf, was eine hohe Reinheit des Rohwassers gewährleistet. Auch das Trinkwasser gilt als extrem sauber.

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