Remscheider Hilfskonvoi fährt nach Polen Tonnenweise Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine

Remscheid/Mragowo · Seit dem Spendenaufruf der Stadt für den Kreis Mragowo in Polen am Dienstag füllt sich das Lager der Arbeit Remscheid stetig mit Hilfsgütern. In der kommenden Woche startet der erste Hilfskonvoi mit drei Lkw.

 Salvatore Ramos von der Arbeit Remscheid nimmt im Lager Spenden der Bürger entgegen.

Salvatore Ramos von der Arbeit Remscheid nimmt im Lager Spenden der Bürger entgegen.

Foto: Jürgen Moll

Rund 21.000 Menschen leben in Remscheids polnischem Partnerkreis Mragowo (Sensburg). Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurden dort bis Donnerstag etwa 1500 Flüchtlinge offiziell registriert. Tatsächlich seien es aber wohl mehr, sagte ein Sprecher aus dem Büro der Landrätin Barbara Kuzmicka-Rogala am Donnerstag in einer Videokonferenz mit dem Remscheider Rathaus. Auch bei Verwandschaft oder Bekannten suchen die Menschen Schutz.

Die Vokabel „Problem“ wurde bei der Pressekonferenz am häufigsten vom Dolmetscher benutzt. Denn die Partnerstadt weiß nicht, wie sie die vielen Flüchtenden – es sind vor allem Mütter und Kinder –  versorgen und unterbringen soll. Hotels werden genutzt, auch eine Kaserne. Vor allem die Nutzung der Hotels ist für den nicht wohlhabenden Landkreis ein Problem. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, die Saison beginnt bald.

Oft „nur mit einer Zahnbürste“ als Gepäck kämen die Menschen im Ort an der masurischen Seenplatte an, berichtete die Landrätin. Darum standen Feldbetten, Decken, Kleidung, Bettwäsche, Schlafsäcke Reinigungsmittel und Körperpflegeprodukte sowie haltbare Lebensmittel auf der Wunschliste, die Mragowo nach Remscheid übermittelte, nachdem die Stadt zuvor ihre Hilfe angeboten hatte,

Der am Dienstag dieser Woche von der Stadt veröffentlichte Spendenaufruf stößt in Remscheid auf große Resonanz. 20 Paletten mit Hilfsgütern konnten die Mitarbeiter der gemeinnützigen Arbeit Remscheid bis gestern Mittag bereits packen, berichtete Geschäftsführer Ralf Barsties. Dazu kommt eine separate Lkw-Ladung nur von der SG Hackenberg. Der Lenneper Fußballclub organisierte unter anderem 30 Feldbetten, die sich auf den Weg nach Polen machen werden.

Früh am Mittwochmorgen wird sich eine fünfköpfige Reisegruppe losfahren, berichtet Dezernent Thomas Neuhaus, der als Pate der polnischen Städtepartnerschaft die Leitung der Arbeitsgruppe übernommen hat. Mit dabei ist auch der Remscheider Journalist im Ruhestand Horst Kläuser. Unter anderem durch seine Ansprache heimischer Unternehmer kamen in wenigen Tagen genug Geldspenden zusammen, um die vor Ort benötigten Stromaggregate zu kaufen. Der Stadt liege ein gutes Angebot einer Firma vor, deren Lagerbestand man kaufen werde, sagte Kläuser. Somit könne man die Wünsche der Partner erfüllen. Man dürfe die Kräfte Remscheids aber auch nicht überschätzen, warnte der erfahrene Spendensammler. Er erinnerte daran, dass erst vergangene Woche 170.000 Euro bei einer Benefizaktion für die Ukraine-Hilfe zusammengekommen waren.

Das gespendete Geld wird nicht nur für Stromerzeuger genutzt, sagte Kläuser. Es soll auch dazu dienen, den Flüchtlingen vor Ort Medikamente zu kaufen. Leider dürfe man in der Europäischen Union keine Medikamente von großen humanitären Hilfsorganisationen verteilen, die sonst vor allem in Entwicklungsländern aktiv sind, sagte Kläuser.

16 bis 20 Stunden werden die drei Lkw aus Remscheid unterwegs sein, bis sie in dem im Osten Polens gelegenen Partnerkreis angekommen sind. Am Freitag geht es wieder zurück ins Bergische Land. Vor Ort werde man erkunden, wo noch weitere Hilfe gebraucht werde, sagte Neuhaus. Eine zweite Tour nach Polen ist bereits geplant. Man werde die Chance nutzen, um in Gesprächen mit den Partnern gemeinsam zu überlegen, wie man die Städtepartnerschaft langfristig intensiver gestalten könne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort