Nachhaltigkeit in Remscheid Stadtverwaltung will noch fairer werden
Remscheid · Ein neuer Mitarbeiter soll vorerst für zwei Jahre den nachhaltigen und sozialkritischen Einkauf in der Behörde stärken. Simon Siedlaczek geht die Aufgabe voller Tatendrang an.
Simon Siedlaczek hat seinen Traumjob gefunden – wäre da nur nicht diese sperrige Berufsbezeichnung: „Ich bin Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik“, erklärt der 32-Jährige lachend, „aber es geht auch einfach – man kann auch einfach KEpol-Manager sagen.“
Der junge Solinger, seit wenigen Wochen Mitarbeiter der Stadtverwaltung Remscheid, gehört zu den Menschen, die auf den ersten Blick ausstrahlen: Auf das, was ich hier tue, habe ich richtig viel Lust. Und das mache ich mit Elan. Und Freude. Aber: Was genau bedeutet KEpol-Manager denn jetzt eigentlich?
„Einfach formuliert werde ich die Stadt Remscheid dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen und den Fairen Handel und die Faire Beschaffung in der Verwaltung fest zu verankern.“ Simon Siedlaczek denkt einen Augenblick nach, sucht nach einem Beispiel. „Stellen Sie sich vor, ein Weg soll mit Natursteinen neu gepflastert werden. Die Zentrale Vergabestelle, der meine Stelle untergeordnet ist, schreibt ab einer bestimmten Menge den Auftrag aus. Dabei müssen rechtliche Vorgaben des Landes beachtet werden. Seit einiger Zeit wird empfohlen, auch Sozial- und Umweltkriterien bei der Auftragsvergabe verstärkt mit einfließen zu lassen. Man kann, muss aber nicht. Ich werde künftig diese Kriterien in den Fokus nehmen und etwa darauf achten, dass die Steine nicht von Kinderhand geschlagen worden sind.“
Im Schwerpunkt soll sich Siedlaczek, der katholische Theologie, Spanisch und globale Entwicklung studiert hat, besonders um die „sensiblen“ Produktgruppen kümmern: Textilien, Kaffee, Kakao, Natursteine und Holz. „Ein Projekt wird sein, im Rahmen des bereits bestehenden Arbeitskreises `Gesunderhaltender Arbeitsplatz` höhenverstellbare Schreibtische sowie einen ergonomischen Stuhl für die Mitarbeiter anzuschaffen. Dabei sollen dann faire und nachhaltige Aspekte beachtet werden.“
Die neu geschaffene Personalstelle wird zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Die Kommune muss die Stelle bei „Engagement Global“ beantragen, bei einem positiven Bescheid gilt die Bewilligung für maximal zwei Jahre, eine Verlängerung um weitere zwei Jahre ist möglich, so wie es auch in Solingen der Fall war.
Damit nach Ablauf der Zeit die nachhaltigen Beschaffungsstrukturen weiter fester Bestandteil bleiben, gehört zum Aufgabengebiet von Simon Siedlaczek auch, die Mitarbeiter für die Thematik zu sensibilisieren – und vor allem auch zu begeistern. „Grundsätzlich sind meine Erfahrungen bislang sehr positiv, aber natürlich gibt es einige Mitarbeiter, bei denen ich Überzeugungsarbeit leisten muss“, berichtet der sympathische junge Mann, „aber manches braucht einfach Zeit.“ Er plane mit dem Budget, das ihm zur Verfügung steht, Referenten einzuladen, vielleicht auch selbst Workshops anzubieten und gemeinsam mit seinen Vorgesetzten kleine Kampagnen zu entwickeln.
Vor allem aber suche er das Gespräch – und sei es nur zum Thema Kugelschreiber. „Bislang wurden günstige Wegwerfstifte eingekauft, aktuell lasse ich mir Proben von unterschiedlichen Herstellern zukommen, die beispielsweise Holzkugelschreiber mit austauschbaren Minen anbieten, wobei ich natürlich auch genau darauf achte, wo das Holz herkommt.“
Simon Siedlaczek, der polnishe Wurzeln hat, wurde 1990 in Solingen geboen, ist dort aufgewachsen und liebt seine Stadt. Schon immer hat er sich für das lokale Geschehen interessiert, ist mit wachen Augen durchs Leben gegangen. Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt in seiner Generation von jeher eine große Rolle, nun beschäftigt er sich auch beruflich damit.
Trotzdem, so betont er selbst, sei er kein „Hardcore-Öko“. „Ich muss niemanden bekehren und ich bin auch nicht fanatisch in dem was ich tue. Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen können. Ich esse zum Beispiel gerne Fleisch, tue es aber mit einem Bewusstsein, dass uns in den Jahren verloren gegangen ist. Nämlich, dass ein Stück Fleisch etwas sehr wertvolles, besonderes ist und kein alltägliches Konsumgut zum Schnäppchenpreis.“