Remscheid Stadt will Obdachlosigkeit verhindern

Remscheid · Bestehendes Konzept wird mit Hilfe eines externen Beratungsunternehmens gerade überarbeitet.

 Menschen, die auf der Parkbank übernachten, gibt es in Remscheid (noch) nicht.

Menschen, die auf der Parkbank übernachten, gibt es in Remscheid (noch) nicht.

Foto: dpa/Martin Gerten

Die Lektüre eines Berichts in der BM über die Nachbarstadt Wuppertal hat Carsten Thies, neuer Leiter der Fachdienstes Soziales und Wohnen, aufgeschreckt. Dort steigt die Zahl der Obdachlosen kontinuierlich an, geht in die Hunderte. Im Stadtbild der Schwebebahnstadt werden die Menschen ohne festen Wohnsitz immer präsenter.

„Diese Situation haben wir hier nicht und die wollen wir hier auch nicht“, sagt Thies. Menschen, die auf der Parkbank übernachten, gebe es zum Glück hier (noch) nicht. Allerdings werde auch in Remscheid die Situation schwieriger. Wohnraum, der für diese Gruppe finanziell infrage kommt, wird knapper.

Die Stadt versucht daher, Obdachlosigkeit im Vorfeld zu verhindern. Erfährt sie über das Gericht, dass Bürgern eine Räumungsklage droht, suchen die Mitarbeiter der zentralen Stelle für Wohnungsnotfallhilfen schnell den Kontakt zum Betroffenen, um die Lage zu klären. Mit dessen Einverständnis wird dann das Gespräch mit dem Vermieter gesucht. Meist sind es Mietrückstände, die zur Klage führen. Ist der Mieter Bezieher von Sozialleistungen, besteht eine Möglichkeit, den Vermieter umzustimmen, darin, dass die Miete vom Jobcenter direkt an ihn überwiesen wird. Auch Ratenzahlungen für ausstehende Mietschulden können eine Lösung sein. „Wir versuchen das noch zu kitten“, sagt Thies. Schwieriger wird es, wenn nicht eine Einzelperson, sondern eine Familie mit Kindern vom Verlust der Wohnung bedroht ist. Auch das komme öfter vor.

Lässt sich das Band zwischen Mieter und Vermieter nicht mehr zusammenhalten, verfügt die Stadt quer über das Stadtgebiet verteilt über Wohnungen, in denen sie Menschen zumindest übergangsweise unterbringen kann. Die Hoffnung dabei ist, so Thies, dass die Kunden nach einiger Zeit ihre persönliche Krise überwinden, Arbeit finden, den Mietvertrag übernehmen. Bei den Familien wird versucht, dass sie in ihrem Stadtteil bleiben können, um soziale Kontakte im Umfeld zu erhalten

Das sei aber nicht immer leicht, die Vermieter seien vielfach besorgt, dass sie hinter ihrem Geld herlaufen müssen. Wichtig sei es in solchen Fällen, dass die von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen in ihrem neuen Umfeld eine Zeit lang betreut werden. „Da sind wir bislang noch nicht so gut aufgestellt“, räumt Carsten Thies ein.

Aktuell sucht die Stadt nach Lösungen, wie sie ihr Konzept an die Entwicklungen der Zeit anpassen kann. Beraten wird sie dabei von der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS). Die hatte schon Anfang des Jahrtausends beim „Remscheider Modell“ mitgearbeitet. Mit im Boot sind die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewag und die Caritas. Im kommenden Jahr sollen erste Ergebnisse präsentiert werden.

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