Sprachcafé für Ukrainer in Remscheid Deutsche Gesprächspartner gesucht

Remscheid · Das Sprachcafé im Ukraine-Zentrum ist ein neues Angebot, das sich an Deutsche und Ukrainer gleichermaßen richtet. Das Ziel ist es, auf unkomplizierte Weise miteinander ins Gespräch zu kommen.

 Sozialarbeiter Andreas Bunge und Marina Tkachuk öffnen das Ukraine-Zentrum zum Sprachcafé für Deutsche und Ukrainer. Bei Spielen und Kuchen sollen alle ungezwungen ins Gespräch kommen.

Sozialarbeiter Andreas Bunge und Marina Tkachuk öffnen das Ukraine-Zentrum zum Sprachcafé für Deutsche und Ukrainer. Bei Spielen und Kuchen sollen alle ungezwungen ins Gespräch kommen.

Foto: Jürgen Moll

Das Ukraine-Zentrum in den Räumlichkeiten der Diakonie am Hackenberg ist eine durchaus außergewöhnliche Einrichtung der Flüchtlingshilfe. „Wir bieten hier viele Aktionen und Aktivitäten für die aus der Ukraine geflüchtete Menschen an“, sagt Leiter Andreas Bunge. Darunter sind etwa Yoga-Kurse, Sprachkurse oder auch der Besuch im H2O für Mütter und Kinder. Ein noch relativ neues Angebot, das nun am vergangenen Sonntag erstmals ganz öffentlich war, ist das Sprachcafé. Dahinter versteckt sich genau das, was die beiden Wortbestandteile vermuten lassen. „Es ist eine Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen, ins Gespräch zu kommen“ sagt Bunge. Denn man habe festgestellt, dass die Sprachkurse an sich zwar sehr wichtig seien, um die neue Sprache zu erlernen. „Aber ohne Praxis ist alle Theorie nicht wirklich ausreichend“, sagt Marina Tkachuk, selbst Ukrainerin und seit einem Dreivierteljahr in Remscheid.

Natürlich, das leuchtet ein. Die Grammatik, den Wortschatz – all das lässt sich erlernen. Die Anwendung, das Praktische – das muss man im Gespräch einüben. Das kann im Ukraine-Zentrum an der Max-von-Laue-Straße gemacht werden. „Das Zentrum ist für unsere Leute eine große Integrationshilfe“, sagt Marina Tkachuk, die seit einiger Zeit im Ukraine-Zentrum angestellt ist. Bunge ergänzt: „Das Problem ist, dass man dazu aber Menschen braucht, mit denen man deutsch sprechen kann.“ Und auch wenn das Ukraine-Zentrum sehr gut angenommen und wichtige Aktivitäten bieten würde, habe man festgestellt, dass sie dort zu wenig Kontakte zu Deutschen bestehe. „Da kam eben die Idee des Sprachcafés, das wir zweimal innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde ausgerichtet haben“, sagt Bunge.

Das sei auch sehr schön gewesen – zumal die Resonanz der Menschen aus der Ukraine auch sehr groß gewesen sei. „Aber es waren zu wenige deutsche Gesprächspartner gekommen. Deswegen wollen wir das nun ganz offen anbieten – und ich bin mir sicher, dass es ein großer Erfolg werden wird“, sagt Bunge. Das gemeinsame Sprechen sei der Schlüssel zur Integration. „Es gibt nur eben im Alltag wenige Gelegenheiten, auf unkomplizierte Art und Weise ins Gespräch zu kommen“, sagt der Sozialarbeiter. Es sei eben etwas ganz Anderes, wenn man sich auf der Straße treffe oder im Geschäft sprechen müsse. Deswegen gehe der Aufruf auch ganz klar dahin, Gesellschaftsspiele mit ins Sprachcafé zu bringen, sagt Marina Tkachuk. „Das hilft total“, sagt die junge Frau. Seien einmal die Regeln klar, würde der Rest oft ganz von alleine gehen.

Das Ziel sei es also letztlich, ins Gespräch zu kommen. Miteinander zu sprechen, um so mehr Sprachpraxis zu bekommen. Und – als schöner und wichtiger Nebeneffekt – Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen. „Wir hatten bei den ersten beiden Terminen Kuchen gebacken. Wir würden uns natürlich wünschen, dass das künftig zum Selbstläufer wird und jeder etwas mitbringt“, sagt Bunge. Ganz gezielt seien auch Kinder und Jugendliche angesprochen. „Im Gemeindehaus gibt es einen sehr großen und gut ausgestatteten Bereich für sie, so dass eine Betreuung des Nachwuchses auch gewährleistet ist, während die Erwachsenen sich oben aufhalten“, sagt der Sozialarbeiter. Man werde den großen Saal im Obergeschoss auch für jedes Sprachcafé sehr schön dekorieren – es gehe eben auch darum, dass man sich wohlfühlen solle.

Noch könne man das Sprachcafé ohne Anmeldung anbieten. Das hänge aber natürlich auch mit von der Resonanz ab. „Wir versuchen jetzt, das Angebot zu öffnen und werden sehen, wie groß die Rückmeldung ist und wie viele Menschen kommen werden “, sagt Bunge. Die Kapazitäten seien aber im Gemeindehaus auch begrenzt. „Es kann daher gut sein, dass wir irgendwann auch mit Anmeldungen arbeiten werden“, sagt der Leiter des Ukraine-Zentrums. Interessant sei in diesem Zusammenhang noch, dass die Angebote des Zentrums sich in der ukrainischen Community vor allem über Telegram verbreiten würden. „Telegram ist für uns sehr wichtig, darüber kommunizieren wir“, bestätigt Marina Tkachuk. Und Bunge ergänzt: „Wir brauchen da kaum mit Flyern oder Plakaten zu kommen – ein Post bei Telegram ist da wesentliche effektiver.“

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