Ansichtssache Dinosaurier auf der Alleestraße

Meinung | Remscheid · Die Stadtverwaltung hält für die Innenstadt-Zukunft an Großprojekten fest, die auf unsicheren Füßen stehen. Die Ratsmehrheit setzt in der Gegenwart auf Malwettbewerbe und eine Dino-Wanderausstellung.

 Schaufenster auf der unteren Alleestraße.

Schaufenster auf der unteren Alleestraße.

Foto: Jürgen Moll

Think big – mit diesem Motto ist schon so mancher Motivationstrainer reich geworden. Auf unzähligen Blogs im Internet wird Besuchern weiterhin Mut zugesprochen, sich ehrgeizige Ziele zu setzen, um glücklich und zufrieden zu werden. Groß gedacht wird bei der Stadt auch weiterhin bei den Überlegungen zur Revitalisierung der Innenstadt. Ermutigt vom Land, das großzügige Zuschüsse für ambitionierte städtebauliche Projekte verspricht, die eine Chance haben, in den kommenden zehn Jahren auch tatsächlich umgesetzt zu werden, hat die Stadt ihre Maßnahmenliste ausgedünnt, Prioritäten gesetzt, Dinge nach hinten geschoben.

Übrig geblieben sind alte Bekannte, bei denen man sich vorsichtig fragt, woher die Stadt den Optimismus nimmt, dass zukünftig gelingen könnte, was bislang nicht klappte. Etwa bei SinnLeffers auf der unteren Allee. So lange der Eigentümer nicht an die Stadt verkauft, prägt die wenig ansehnliche Immobilie weiter das Bild dort. Gleiches gilt für die beiden Immobilien auf der mittleren und der oberen Allee, deren Standorte die Stadt benötigt, um zwei weitere Wunschprojekte zu realisieren. Weder der Besitzer des Metropol-Kinos noch der Eigentümer des Woolworth-Gebäudes konnte bislang zum Verkauf bewegt werden.

Vielleicht ist es ja eine ironische Replik auf diese großen Pläne, was die SPD einen Tag nach der Einbringung des neuen Zehn-Jahres-Plans für die Stadtentwicklung zusammen mit den Grünen und der FDP als Antrag auf den Weg brachte. Unter der Überschrift „Sofortmaßnahmen für die Innenstadt auf den Weg bringen“ wird unter anderem ein Wettbewerb zur Bodenbemalung angeregt. Auch einen Schaufenster-Workshop soll es geben. Grüner soll es auch werden in der City – mit Blumenampeln oder Kübelbäumen.

Fast könnte man meinen, die Ratsmehrheit sehnt sich nach der ISG Alleestraße zurück, die sich mal unter anderem um solche kleinen Dinge kümmerte, bevor sie wegen ihrer unerwünschten Einmischung in die große Politik vergrault wurde und sich dann auflöste. Mit dem Vorschlag, die Dinosaurier-Wanderausstellung „Dino-City“ nach Remscheid zu holen, zeigt die Ampel am Ende ihres Antrags dann auch Mut zur Größe. Im Kleinen groß denken – vielleicht ist das ja das neue Erfolgsrezept für die Wiederbelebung der Innenstadt.

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