Broschüre aus Lennep So lebte die Familie Röntgen

Lennep · Im Deutschen Röntgen-Museum gibt es seit dieser Woche eine druckfrische Broschüre mit der größtenteils unbekannten Familiengeschichte des berühmtesten Sohnes der Stadt – Wilhelm Conrad Röntgen.

 Stellten die neue Broschüre vor: Karl-Heinz Humpert, Jörg Holtschneider, Martin Meyer (stehend, v.l.), Kathrin Gilberg und Dr. Uwe Busch (sitzend, v.l.).

Stellten die neue Broschüre vor: Karl-Heinz Humpert, Jörg Holtschneider, Martin Meyer (stehend, v.l.), Kathrin Gilberg und Dr. Uwe Busch (sitzend, v.l.).

Foto: Segovia/Cristina Segovia-Buendia

Vieles wurde schon über den ersten Physik-Nobelpreisträger der Geschichte und Entdecker der nach ihm benannten Röntgenstrahlen geschrieben. Doch nur wenig ist von der Familie Wilhelm Conrad Röntgens bekannt, zumindest in der Öffentlichkeit, sagt Museumsleiter Dr. Uwe Busch.

Diese Unkenntnis zählt er mit zu den Gründen, wieso Städte wie beispielsweise Würzburg, wo Röntgen zehn Jahre seines Lebens arbeitete, mehr Anspruch auf den Physiker erheben wollen. Ihr Argument: „Röntgen verbrachte doch nur seine ersten drei Lebensjahre in Lennep.“ Mag sein, sagt Busch. Doch Röntgens nun zusammengetragene Familiengeschichte macht deutlich, dass seine Verwandten fest im Bergischen verwurzelt waren. „Die zehn Jahre in Würzburg können wir also toppen“, sagt der Museumsleiter und freut sich: „Den Würzburgern werden wir auf jeden Fall ein Exemplar schicken.“

Gemeinsam mit dem Stiftungsratsvorsitzenden der Bürgerstiftung Remscheid, Karl-Heinz Humpert, kam Busch im November vergangenen Jahres die Idee zu der Broschüre. Mit der Arbeit beauftragt wurde Historiker Jörg Holtschneider, der sich schon seit vielen Jahren mit den Wurzeln Wilhelm Conrad Röntgens beschäftigt. Insgesamt sechs Generationen vor Röntgen lassen sich anhand von Dokumenten belegen. Der Ursprung der Röntgens, sagt Holtschneider, sei irgendwo in Dabringhausen und beginnt mit Engel Röntgen, der Mitte des
17. Jahrhunderts in Dabringhausen geboren wurde und als Ackerer sowie vermutlich auch als Hausweber sein Brot verdiente.

Seinen Sohn Johan Mathias Röntgen, ein Tuchfabrikant, zog es – wahrscheinlich aufgrund der wirtschaftlichen Situation der aufstrebenden Stadt – nach Lennep, wo er Anna Josina Moll ehelichte und somit in eine bekannte Tuchmacherfamilie hineinheiratete. Röntgens Ur-Großeltern, Großeltern und auch sein Vater wurden allesamt in Lennep geboren. Seine Mutter Charlotte Constanze Frowein, obwohl sie in Amsterdam auf die Welt kam, entstammt ebenfalls einer bekannten Lenneper Tuchfabrikanten-Familie.

Deutlich spannender als die nackten Zahlen findet der Historiker die Geschichte, die er in der Broschüre gebündelt festgehalten hat. Denn sie spiegelt auch die Geschichte Lenneps wieder. „Man erfährt viel über die wirtschaftliche Situation der damaligen Zeit und über bestimmte Krankheiten, die in der Stadt grassierten.“

Der Wegzug der Familie Röntgen in die Niederlande im Jahr 1848 habe mit der Französischen Revolution zu tun gehabt. „In Lennep hatten seine Eltern keine Familienangehörigen mehr“, sagt Holtschneider. Im Nachbarland dagegen wohnten noch die Verwandten mütterlicherseits. Direkte Nachkommen hatte Wilhelm Conrad Röntgen bekanntermaßen nicht. Seine Ehe mit Anna Bertha Ludwig blieb kinderlos. Allerdings leben Verwandte Röntgens heute in den Niederlanden und in den USA. „Einige Familienmitglieder zog es sogar nach Ost-Indien“, sagt Holtschneider: „Das wäre sicherlich auch eine interessante Geschichte, die es noch zu erzählen gäbe.“

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