Hilfe in Remscheid Remscheid: Seelsorge am Telefon

Remscheid · Seelsorger der Evangelischen und Katholischen Kirche geben Menschen in schwierigen Zeiten Beistand. Dabei ist der direkte Kontakt wichtig. Dieser fällt jetzt weg, es gibt aber Alternativen.

 Stadtdechant Thomas Kaster ist auch als Seelsorger aktiv.

Stadtdechant Thomas Kaster ist auch als Seelsorger aktiv.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wenn Menschen einsam sind, wenn sie Beistand brauchen, dann wenden sie sich an Menschen wie Thomas Kaster. Kaster trifft sich mit ihnen, steht ihnen bei und versucht, den Menschen in ihrer Situation zu helfen. Thomas Kaster ist Stadtdechant in Remscheid, als solcher ist er auch als Seelsorger aktiv. Nur kann er sich momentan nicht direkt mit den Menschen treffen, das Coronavirus verhindert es. „Seelsorge lebt von Nähe und Begegnung“, sagt Kaster. Das fällt jetzt weg, Gespräche werden – bis auf absolute Ausnahmefälle – telefonisch geführt. „Das ist keine einfache Situation“, sagt der Stadtdechant.

Auch Annette Stoll sagt, sie hätte eine solche Situation noch nicht erlebt. Die Evangelische Pfarrerin ist eine von vier Seelsorgerinnen im Sana-Klinikum. Als solche kümmert sie sich um Patienten, Klinikmitarbeiter und Angehörige. Auch sie musste ihre Arbeit umstellen. Direkten Kontakt gibt es kaum noch, sie redet mit den Menschen viel über das Telefon oder den Videochat. Zwar sei der direkte Kontakt immer besser, sagt sie, aber sie ist „überrascht, wie viel Nähe man gerade über Videochats aufbauen kann“. Das werde auch gut angenommen.

Bei beiden Seelsorgern ist das Coronavirus und seine Folgen das Hauptthema in den Gesprächen. „Viele haben natürlich Angst“, sagt Thomas Kaster. Deswegen sei es gut, dass die Menschen ihm ihre Ängste mitteilen können. Gerade diejenigen, die sonst kaum Bezugspersonen haben, die einsam sind.

Annette Stoll sagt, es sei wichtig, den Menschen jetzt zuzuhören und Trost zu spenden. Als Krankenhausseelsorgerin sei sie auch für die Anliegen der Sana-Mitarbeiter da, erklärt Stoll. Ein zentrales Anliegen der Klinikmitarbeiter ist die Frage der Belastung, so Stoll. Die Frage „Was kommt da auf uns zu?“ werde beispielsweise oft gestellt. Die Belastung sei ja schon in normalen Zeiten sehr hoch. Antworten darauf hat Stoll nicht, aber sie kann zuhören und Trost spenden.

Sie sei im Sana-Klinikum gut eingebunden, erzählt die 57-Jährige, auch in der Ethikkommission des Klinikums werde nach der Meinung der Seelsorger gefragt. Sie ist begeistert vom Einfallsreichtum der Patienten und der Mitarbeiter. Darüber, dass viele verschiedene Wege gefunden werden, weiter zu kommunizieren und Seelsorge-Arbeit leisten zu können.

Und es gibt auch Momente, da tritt das Coronavirus in den Hintergrund, sagt Annette Stoll. Vor kurzem sei eine Patientin gestorben, nicht am Coronavirus. Die Angehörigen konnten sich noch von ihr verabschieden, nahmen sich in den Arm, Stoll stand in sicherem Abstand und mit Schutzkleidung dabei und spendete Trost. Das zeigt, dass sich die Seelsorge-Arbeit auch in Corona-Zeiten um andere – für die Betroffenen noch wichtigere – Themen drehen kann.

Thomas Kaster hofft, dass bald wieder anderer Zeiten kommen. „Wir können nur hoffen und beten, dass das nicht zu lange dauert.“ Solange kann er nur dafür sorgen, dass die Menschen jemanden haben, an den sie sich wenden können. „Das gehört zur Christenpflicht“, betont Kaster.

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