Debatte in Remscheid Schüler schlüpfen in Rolle von Politikern

Lennep · Fünftklässler des Lenneper Röntgen-Gymnasiums wurden am Mittwochvormittag zu Kommunalpolitikern und diskutierten, ob die Straße vor ihre Schule zur Fahrradstraße werden sollte oder nicht.

 Schüler der Klasse 5a des Röntgen-Gymnasiums simulieren eine Verkehrsdebatte. Mittendrin: Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU, r.) und Politiklehrer Alexander Gropper.

Schüler der Klasse 5a des Röntgen-Gymnasiums simulieren eine Verkehrsdebatte. Mittendrin: Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU, r.) und Politiklehrer Alexander Gropper.

Foto: Jürgen Moll

Politikunterricht muss nicht dröge sein, wenn Pädagogen die richtigen Methoden einsetzen. Um ihren Schülern Bedeutung, Funktion und Ablauf politischer Gremien näherzubringen, bereiteten Lehrer Alexander Gropper und Referendarin Jana Hornung für diese Woche mit der Klasse 5a des Röntgen-Gymnasiums eine ganz besondere Unterrichtsstunde vor und luden dazu sogar Markus Kötter (CDU), Bezirksbürgermeister von Lennep, ein.

Statt Frontalunterricht mit Buch und jeder Menge Theorie, tauchten die Kinder in eine fiktive Verkehrsausschusssitzung ein, schlüpften in die Rollen von Kommunalpolitikern und diskutierten Für und Wider einer Forderung, die so durchaus im Ausschuss diskutiert werden könnte, diesmal aber für den Unterricht erfunden wurde.

„Eltern haben sich beschwert, dass der Verkehr vor dem Haupteingang der Schule auf der Röntgenstraße zu gefährlich für die Schüler sei“, erklärte Schülerin Klara vorab die Ausgangslage. „Eltern fordern jetzt, dass die Röntgenstraße eine Fahrradstraße wird.“ Um das Problem politisch zu lösen, hatten sich sechs Schüler bereiterklärt, eine Verkehrsausschusssitzung nachzustellen. Emma (11) durfte den Vorsitz übernehmen und leitete die Sitzung: „Heute geht es um eine Lösung für die Röntgenstraße“, sagte sie etwas schüchtern mit leiser Stimme und dirigierte die Diskussion.

„Ich bin für eine Fahrradstraße, weil sie umweltfreundlich ist“, sagte ein Schüler. Diesem Argument stimmten drei weitere Ausschussmitglieder zu. Nur eine Schülerin war dagegen. Sie würde eine Einbahnstraße bevorzugen, um den Autoverkehr nicht ganz zu vernachlässigen. Schließlich käme der Winter, und bei Schnee ließe sich nur schlecht Fahrrad fahren. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Pädagogin Hornung die Ausschussmitglieder. „Ich glaube, wir brauchen einen Kompromiss.“

Ein Schüler hatte eine zündende Idee: „Wir könnten ja die Bürger befragen.“ Die übrigen Schüler waren nun aufgefordert, ihre Sicht einfließen zu lassen und brachten Argumente ein. Am Ende entschied sich der Ausschuss für eine Fahrradstraße und reichte sein Ergebnis als Empfehlung an den Rat weiter. Den Stadtrat bildeten alle Schüler der Klasse, auch hier wurde ausgiebig diskutiert und es wurden neue Argumente eingebracht. „Was ist denn mit den vielen Anwohnern?“, fragte ein Junge. „Wenn die Röntgenstraße eine Fahrradstraße wird, können die nicht mehr mit dem Auto nach Hause.“ Für viele ein einleuchtendes Argument, das am Ende auch das Zünglein an der Waage wurde. Die Abstimmung im Rat nämlich fiel knapp gegen eine Fahrradstraße aus.

Für Emma ein spannender Einblick in die Politik. „Das hat viel Spaß gemacht. Aber selber würde ich nicht in die Kommunalpolitik gehen“, sagte die Elfjährige. Anders Adrijana (11): „Ich könnte mir gut vorstellen, in die Politik zu gehen. Das hat Spaß gemacht.“ Auch Elias (11) fand es spannend und würde später gerne seine Heimatstadt mitgestalten. Silas (10) geht sogar weiter und strebt eine Karriere im Bundestag an, erzählt er.

Für Bezirksbürgermeister Markus Kötter, der hinterher mit zahlreichen Fragen der Schüler gelöchert wurde, ein interessanter Einblick in den Politikunterricht. „Es war spannend zu sehen, wie die Kinder ihre Argumente ausgetauscht haben, wie diszipliniert sie miteinander diskutiert haben und sich haben aussprechen lassen. Daran könnten sich so manche Ausschussmitglieder durchaus ein Beispiel nehmen“, sagte Kötter amüsiert. Der Lokalpolitiker würde sich gar wünschen, dass Kinder und Jugendliche sich noch stärker in der Lokalpolitik einmischen.

Dafür wollen Alexander Gropper und Jana Hornung nun sorgen. Auf Einladung von Kötter werden sie sich Gedanken über Verbesserungen für Lennep machen und eine echte Eingabe in die Bezirksvertretung einbringen.

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