Remscheider bei Bezirksmeisterschaft erfolgreich Regel-Wirrwarr beim Schach-Nachwuchs

Remscheid · Zwei Titel holten Remscheider Schach-Nachwuchsspieler bei der Bergischen Meisterschaft. Ungeimpfte fielen aus, ständig änderten sich die Corona-Regeln.

 Der Remscheider Nils Hülsmann wurde im Schachlokal der SG Solingen in der U 18 Bergischer Vizemeister.

Der Remscheider Nils Hülsmann wurde im Schachlokal der SG Solingen in der U 18 Bergischer Vizemeister.

Foto: Holger Freiknecht

Eigentlich müsste der Remscheider Trainer Holger Freiknecht mit der Ausbeute bei den Einzelturnieren der Bergischen Schachjugend zufrieden sein. Immerhin holten zwei seiner Schüler einen Titel. Doch die Freude über Vizemeister Nils Hülsmann und die Bergische Meisterin Daria Herbertz, die beide in der Altersklasse U 18 antraten und jetzt für die Niederrhein-Meisterschaft qualifiziert sind, war dieses Mal getrübt.

„Ich bin insgesamt sehr unglücklich über den Verlauf dieser Meisterschaft“, sagt Freiknecht, der seit vielen Jahren den Nachwuchs bei den Schachfreunden Lennep und bei Schwarz-Weiß Remscheid mit Ehrgeiz und Erfolg fördert. Deswegen geht es ihm auch nicht nur um formale Titel. Ihn interessieren ebenso die Umstände, unter denen sie gewonnen wurden. Und die waren bei den diesjährigen Bergischen Meisterschaften wegen der Pandemie denkbar schlecht.

„Es gab verkürzte Runden und die Ausfälle der Ungeimpften, weil sich mitten im Turnier die Corona-Regeln änderten“, sagt Freiknecht. Zudem sei es schade gewesen, „dass es in der U 12 und U 10 wahrscheinlich wegen der Pandemie nicht genügend Anmeldungen gegeben hatte, um das Turnier auch in diesen Altersklassen austragen zu können“.

Das ärgert auch Turnierorganisator Oliver Kniest (46) von der SG Solingen, der die Krux in der langen Zeit ohne Präsenztraining verortet: „Der große Schwund bei den Jüngeren hängt sicher damit zusammen, dass hier eine Förderung durch Online-Unterricht deutlich schwieriger ist.“ Gerade bei Anfängern flaue die Begeisterung dann schnell ab – mit spürbaren Folgen für die Vereine: „Viele Kinder wurden abgemeldet.“ Andere hätten in der Pandemie durch fehlende Angebote wie Schulschach-AGs, aus denen schon viele talentierte Kinder gewonnen wurden, den Weg erst gar nicht in einen Verein gefunden. Mit erheblichen Konsequenzen für diejenigen jüngeren Kinder, die schon Mitglieder in einem Bergischen Schachverein sind und bei dem Turnier in Solingen gerne mitgespielt hätten.

Dass sie es nicht konnten, ärgert Freiknecht maßlos: „Die Kinder ab fünf oder sechs Jahren müssen unbedingt die spielerischen Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen üben und erleben. Lücken, die in diesen jungen Jahren entstehen, können nie mehr nachgeholt werden.“

Das bedrückt Freiknecht ebenso wie die Tatsache, dass es immer noch so viele Ungeimpfte gibt. Es habe ihn auch erstaunt, wie viele Jugendliche nicht geimpft sind. „Da gab es einige, von denen ich das nicht gedacht hätte.“ Dass in einigen Fällen überhaupt herauskam, wer weiter ungeimpft ist, lag daran, dass das Turnier ursprünglich mit der 3G-Regel gestartet war. Am Anfang durften die Spieler am Brett zudem noch ihren Mund-Nasen-Schutz abnehmen. Diese Regel änderte sich am 9. Dezember, als der Schachbund NRW sein Hygienekonzept änderte.

Dass die Teilnehmer dann auf einmal mit Maske am Brett saßen, war für die Jugendlichen laut Organisator Kniest jedoch kein Problem: „Die Schachjugendverbände hatten bereits das gesamte Jahr über bei ihren Meisterschaften ein strengeres Hygienekonzept am Brett verankert und umgesetzt als die Erwachsenen“ – inklusive Maskenpflicht am Brett. Problematischer sei gewesen, dass für alle Personen, die älter als 15 Jahre waren, plötzlich „2G“ galt. „Dies hatte sich vorher in der politischen Kommunikation nicht unbedingt angedeutet.“ In der U 18 sei die Teilnehmerzahl daraufhin nach vier ausgetragenen Runden auf acht Spieler gesunken, weil „von den 13 Spielern in dieser Altersklasse fünf noch nicht oder noch nicht vollständig geimpft waren, was ich für eine normale Quote halte“.

Kniest blieb in der Folge nichts anderes übrig, als das Turnier um eine Runde zu verkürzen. Denn das Auslosungssystem im Schweizer System hätte die angestrebten sieben Runden nicht mehr ermöglicht. Kaum war das erledigt, „wurde die Corona-Schutzverordnung wieder geändert und für die 16- bis 17-Jährigen eine Ausnahmeregelung eingeführt, nach der für sie die 3G-Regel erst ab Mitte Januar gilt“. Wäre das in der vorherigen Änderung bereits implementiert gewesen, „hätten wir überhaupt keine Probleme gehabt“. So sei es „leider relativ viel Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand und natürlich eine Beeinträchtigung des Turnierverlaufs durch die kampflosen Partien“ gewesen.

Trainer Holger Freiknecht hätte das Turnier daher von Anfang an anders geplant: „Ich persönlich hätte erst gar keine Ungeimpften zugelassen.“

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