„Pöhlsches Schieten“ Der taktische Wettkampf um die Cent-Stücke

Remscheid · Das „Pöhlsches Schieten“ ist eine alte bergische Traditionssportart für jedes Alter. Seit einigen Jahren erfreut es sich wieder großer Beliebtheit. Der Remscheider SV bietet eine eigene Gruppe an.

 Pöhlsches Schieter des Remscheider SV (v.l.): Aki Schürmann, Peter Brinkmann, Bernd Schäfer, Manfred Schwarzer, Gerhard Spahlinger, Werner Trusheim, Berthold Bovermann.

Pöhlsches Schieter des Remscheider SV (v.l.): Aki Schürmann, Peter Brinkmann, Bernd Schäfer, Manfred Schwarzer, Gerhard Spahlinger, Werner Trusheim, Berthold Bovermann.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Spannung steigt: Die Cent-Stücke wurden auf das „Pöhlschen“, einem kleinen Pfahl, platziert und die Reihenfolge der Werfer festgelegt. Konzentriert halten die Spieler ihre dunklen Platten in der Hand. Die aufgemalte Zahl hilft später dabei, den Sieger der Runde auszuloten. Dann geht es los: das „Pöhlsches Schieten“.

Die alte bergische Sportart erlebt seit Beginn des neuen Jahrhunderts in Remscheid eine Art Renaissance. Anfang des neuen Jahrhunderts belebte der Bezirksbürgermeister von Alt-Remscheid, Otto Mähler, das Spiel wieder, das einst die Feilenhauer im 19. Jahrhundert zum Zeitvertreib erfanden. Im Stadtpark wird seitdem jährlich die Stadtmeisterschaft des bouleartigen Sports auf dem Karl-Wiesemann-Platz ausgetragen.

Remscheid: "Pöhlsches Schieten" - der Wettkampf um die Cent-Stücke
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Bernd Schäfer und Manfred Schwarze gehören sozusagen zu den begeisterten „Schietern“ der ersten Stunde, gewannen unter anderem auch schon den Titel. Vor zwei Jahren initiierten sie eine Pöhlschen Schieten-Gruppe im Remscheider Sportverein (RSV), weil die Teilnehmerzahl im Sportpark immer größer wurde und man so kaum noch zum Werfen kam. „Teilweise waren es bis zu 30 Mitspieler“, sagt Schäfer. Beim Verein sei man sofort von der Idee begeistert gewesen, eine eigene Gruppe für das traditionsreiche Spiel anzubieten, nachdem die beiden Männer davon geschwärmt hatten, ergänzt Schwarze.

Seitdem treffen sich die Teilnehmer jeden ersten Montag im Monat zum Spielen. Zunächst noch auf dem RSV-Sportplatz an der Neuenkamper Straße. Seit diesem Jahr wird aber auf dem vierten Ascheplatz am Vereinsheim an der Fürberger Straße gespielt. Der ehemalige Tennisplatz biete ideale Vorrausetzungen für das Pöhlsches Schieten, betont RSV-Pressesprecher Peter Brinkmann. Die frisbeeartigen Metallplatten, die der Verein zur Verfügung stellt, fliegen dort schön und können ohne Macken zu hinterlassen auf dem Boden landen. Außerdem können die vorhandenen Linien genutzt werden.

Insgesamt zwei Grundlinien werden benötigt: Die eine markiert den Startpunkt zum Werfen. Sie darf nicht überschritten werden. Auf der anderen wird das Pöhlschen platziert. Sie liegen etwa 8,20 Meter auseinander. Jeder Spieler wirft seine Platte zum Pöhlschen, das umfallen soll, damit die 1-Cent-Stücke umherfliegen. Sie sind der Spieleinsatz pro Runde. „Sie sind symbolisch dafür, dass es um etwas geht. Es soll sich aber keiner ärgern, wenn es nicht läuft“, sagt Spieler Berthold Bovermann. Außerdem dienen die bronzenen Münzen dazu, den Sieger auszuloten. Wessen Platte am Ende mit dem geringsten Abstand am Geld liegt, erhält es nämlich.

Taktisch klug sei es beim Ausloten der Startreihenfolge deshalb, möglichst weit hinten zu liegen, merkten die Experten an. Immerhin kann man mit etwas Geschick seine Gegner rauswerfen. „Plätten“ nennt sich dieser Spielzug. Dazu muss man seine Platte von oben auf die des Gegenspielers platzieren. Der „Geplättete“ scheidet aus und der „Plätter“ darf noch einmal werfen.

Manfred Schwarze kennt das Spiel noch aus seiner Kindheit. „Wir haben früher mit Platten am Teufelsteich geschmissen“, erinnert er sich zurück. Ihm gefällt, dass es im Grunde jeder ohne große Kenntnis sofort mitspielen kann. Selbst im schon fortgeschrittenen Alter. Augenmaß, Motorik und Koordination werden geschult, ergänzt Bovermann, der über die Rückenschule auf das Angebot aufmerksam wurde.

„Es geht aber vor allem um die Geselligkeit“, betont Schwarze, auch wenn man sich im Wettkampf auch einmal mit Sprüchen neckt. Aki Schürmann schätzt diese gesellige Atmosphäre. „Und man ist an der frischen Luft“, beschreibt er einen weiteren Vorteil. Bis zu zwei Stunden kann eine Partie dauern. „Es können auch Frauen mitspielen“, betont Gerhard Spahlinger ausdrücklich. Ein älteres Ehepaar käme immer gemeinsam, um beim Kampf und die Münzen dabei zu sein. Wunsch für die Zukunft sei es, irgendwann einen internen Vereinsmeister auszuloten. „Dafür muss die Gruppe aber erst noch wachsen“, sagt Bernd Schäfer.

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