Remscheid Plötzlich in Bullerbü

Remscheid · Susanne Fohrmanns züchtet die bergische Hühnerrasse. Vor sieben Jahren zog sie mit ihrer Familie an die Stadtgrenze und verwandelte das Grundstück im Landschaftsschutzgebiet in ein „Remscheider Bullerbü“.

Impressionen vom „Remscheider Bullerbü“
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Impressionen vom „Remscheider Bullerbü“

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Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Zielsicher bewegt sich Susanne Fohrmann durch das Gehege. „Wo seid ihr denn alle?“, fragt sie und raschelt mit dem Futter in der Schale. Rechts blöken die drei Kamerunschafe, laufen in Richtung Zaun. Schließlich könnte das Futter ja für Michel, Anton und Ida – so heißen die Schafe – gedacht sein. Doch die 52-Jährige will ihre kleine Schar von rund 30 schwarzen, gedobbelten und gesperberten Hühnern anlocken. Die haben sich bereits versammelt, können es kaum erwarten, den leckeren Snack zu picken. „Die sind total gierig“, sagt Fohrmann mit einem Lachen.

Ihr Herz schlägt für die gefiederten Zweibeiner, die sich auf etwa 3000 Quadratmeter frei bewegen können. Da herrscht reges Gegackere. Der Unterstand der Schafe dient ihnen als Spielplatz. Eine Rasse hat es ihr ganz besonders angetan: die stark gefährdete und mehr als 500 Jahre alte Hühnerart Küper. Die Haushühner kamen im 19. Jahrhundert vor allem im Bergischen Land und in Ostwestfalen vor und zählen deshalb zu den bergischen Hühnerrassen.

Typisches Merkmal sind neben der Kurzbeinigkeit der walzenförmige Körper, langestreckt und waagerecht. „Sie haben ein schönes Gefieder und ein nettes Wesen“, schwärmt Fohrmann. Wenn sie sich nicht um ihre Hühner und die Zucht kümmert, arbeitet sie in der OGGS Hackenberg als pädagogische Ergänzungskraft. Dorthin hat sie auch schon den Brutkasten mitgenommen, um das Bewusstsein der Kinder dafür zu stärken.

Ihre Leidenschaft entwickelte sich vor sieben Jahren. Da zog sie mit ihrer Familie aus Lennep an die Stadtgrenze zu Wuppertal ans Neuland und hielt zum ersten Mal Hühner – damals noch Schlotterkämme. Aus dem rund ein Hektar großen Grundstück im Landschaftsschutzgebiet zauberten die Schwedenfans ein „Remscheider Bullerbü“. Der rote Anstrich der Häuser mit den weißen Fensterrahmen und die liebevollen Details begeistern viele, die vorbeikommen.

In dem kleinen Zweitgebäude hat sich Susanne Fohrmann einen Mädchentraum mit Schwedencharme eingerichtet. Ihr Mann Andreas (53) hat sich im früheren Stall ein Männerzimmer gemacht. Drumherum: viel Natur. Fohrmanns ließen sich unter anderem von der Naturschutzbehörde beraten, ließen Magerwiesen wachsen, pflanzten heimische Obstsorten an.

Die Grillen zirpen und die Bienen summen laut beim Flug über das Gelände. Auf Wunsch von Andreas Fohrmann haben die „Wupperbienen“ vier Bienenstöcke aufgestellt und fahren einen guten Ertrag ein. Zahlreiche Schmetterlinge sorgen für Farbtupfer und manchmal gibt es auch Besuch von Rehen. „Für unsere Enkelkinder ist das ganz toll hier“, erzählt der Metallbauer.

Mia (5) und Hanna (3) tollen besonders gerne mit den Schafen oder den Hunden herum. Mittelpunkt für Susanne Fohrmann bleiben aber die gefiederten Tiere. „Ich habe einfach einen Hühnerknall“, sagt die sympathische Remscheiderin. Der erste Gang nach der Arbeit sei der ins Hühnergehege.

In Remscheids Bullerbü leben noch eine Vorwerkhenne, drei Sundheimer und ein deutsches Sperberhuhn. Sie alle stehen auf der Roten Liste, sind aber nicht mehr so gefährdet wie die Krüper. Bis zu 180 Eier pro Jahr legt eine solche Henne. Die kommen selbstverständlich auf den Tisch. Und manchmal auch ein Hahn, der selbst geschlachtet wird. „Sie zu essen, ist nicht so schlimm, wie man sich das vorstellt“, sagt der jüngste Sohn Jonas (18).

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