Remscheid Ein Pläuschchen gegen die Einsamkeit
Remscheid · Neuerdings finden einsame Menschen immer freitags im Lenneper Hardtpark ein offenes Ohr für Ihre Sorgen, Nöte und auch Freuden. Die „Plauderbank“ ist ein Angebot der Grünen Damen aus dem Sana-Klinikum.
Die drei Damen, die hinter einer gelb ausstaffierten Bank bei gutem Wetter im Lenneper Hardtpark stehen, haben sympathische Gesichter. Sie lächeln und strahlen viel Herzenswärme aus. Dazu passt die Botschaft auf den Ansteckern, die zwei der Frauen tragen: „Ich höre Dir zu“ steht dort in Herzform zu lesen.
Ein Satz, hinter dem sich eine tiefe Überzeugung verbirgt: „Wer einem einsamen Menschen zuhört, nimmt ihm Stück seiner Einsamkeit“, sagt Martina Holthaus, eine der Initiatorinnen der Aktion „Plauderbank“. Die gebürtige Remscheiderin weiß aus langjähriger Erfahrung, worüber sie spricht: Bis Corona kam, arbeitete sie in einem Team aus drei Dutzend weiterer engagierter Frauen (und Männer) ehrenamtlich als Grüne Dame im Sana Klinikum.
Auch dort sei es sehr oft „einfach nur ums Zuhören gegangen“, erklärt Holthaus und denkt „an die vielen einsamen Patienten, zu denen während ihres gesamten Klinik-Aufenthalts kein einziger Besucher kommt“. Vor allem für diese Menschen sei das Gespräch mit einer Grünen Dame ein kleiner Lichtblick gewesen, „denn schon wenige Momente der Geselligkeit können viel Trost spenden“.
Das sehen Vera Sühl-Heidl und Helma Pilz genauso. Auch diese zwei Remscheiderinnen waren vor der Corona-Krise als Grüne Damen ehrenamtlich im Krankenhaus unterwegs. Und wie Holthaus stellten auch sie sich die Frage, „was wir gegen die Einsamkeit in der Gesellschaft tun können, solange wir als Grüne Damen weiter ausgebremst sind“. Es kam die Idee von zwei Plauderbänken auf, an denen Besucher eines öffentlichen Parks stehen bleiben oder sich zu ihnen setzen konnten.
Nach einem Testlauf im Stadtpark entschlossen sich die drei Frauen, die für ihr neues Projekt mit Anne Tietz und Christel Brieden noch zwei weitere Grüne Damen in der Zwangspause hinzugewinnen konnten, den Hardtpark in Lennep zu ihrem fixen Standort zu machen. Denn anders als der Stadtpark sei der Hardtpark kleiner und übersichtlicher – was die Plauderbänke gut erkennbar mache.
Dass dem so ist, zeigt sich auch an diesem Nachmittag: Etliche Passanten bleiben stehen und stellen neugierig Fragen. Meistens sind es Frauen, die wissen wollen, was die Plauderbank ist. Die Reaktionen fallen durchweg positiv aus. „Das ist ja eine tolle Idee!“, findet etwa eine Frau mittleren Alters, die zwar selbst keinen Redebedarf hat, aber ankündigt, in ihrem Bekanntenkreis für das Projekt werben zu wollen.
Viel Zuspruch kommt auch von einem 37-jährigen Mann, der sich auf eine der beiden Bänke setzt und ebenfalls wissen möchte, was das Projekt zu bedeuten habe. Schnell kommt er mit Vera Sühl-Heidl, Martina Holthaus und Helma Pilz ins Gespräch und schon nach wenigen Minuten zeigt sich, dass es keinesfalls nur ältere Menschen sind, die unter Einsamkeit leiden.
Der Mann – er nennt sich Konstantin – erzählt, dass er in seiner Generation ganz viele Leute kenne, „die sich einsam fühlen und versuchen, meistens über das Internet einen Partner zu finden“. Und dann verrät der gebürtige Kasache, dass er sich ziemlich alleine fühle. „Am allerliebsten würde ich mich mal wieder verlieben.“
Die drei Damen hören ihm aufmerksam zu. Sie geben Ratschläge, gemeinsam wird viel gelacht. Als der junge Mann weitergehen will, drückt ihm Martina Holthaus zum Abschied einen Glücksstein in die Hand. Darauf ist ein Engel zu sehen. „Den habe ich selbst aufgemalt“, sagt sie und freut sich, einmal mehr einen Menschen vielleicht ein kleines bisschen glücklicher gemacht zu haben.