Remscheider Röntgen-Lauf Laufen tut der Seele gut
Patricia Trepl startet beim Röntgen-Lauf über die Halbmarathon-Distanz. Das Glas Sekt zwischendurch ist eingeplant.
Laufen gehört zum Alltag von Patricia Trepl wie die Tasse Kaffee zum Frühstück. Sie läuft bei jedem Wetter. Und das seit gut 23 Jahren. Aber nicht, um eine Bestzeit nach der anderen zu knacken, sondern um körperlich und seelisch gesund zu bleiben. „Das Laufen tut meiner Seele gut“, sagt die 43-jährige verheiratete Mutter von zwei Kindern. Beim Röntgenlauf am nächsten Wochenende startet sie zum ersten Mal. Von Jahr zu Jahr hat sie die Teilnahme verschoben. Immer kam irgendetwas dazwischen. In diesem Jahr gibt es kein Zurück. Vor vier Monaten überwies sie das Startgeld. „Ich freue mich drauf“, sagt sie. Das Glas Sekt zwischendurch an der Strecke hat sie mit eingeplant. Die Zeit ist ihr nicht wirklich wichtig. Wenn es um die 2.15 Stunden sein werden, würde es sie aber freuen.
Eine Krise brachte sie zum Laufen. Es ging ihr damals nicht gut. Und eine Freundin trieb sie zur Bewegung an. Die Erfahrung, wie gut Sport sich auf das seelische Befinden auswirkt, hat sie geprägt. „Wenn ich meinem Körper etwas Gutes tue, dann geht es mir einfach besser“, sagt sie. Fünfmal pro Woche zieht sie die Laufschuhe an. Lockere Strecken zwischen fünf und sechs Kilometern sind dabei. Aber auch die lange Runde von knapp zwei Stunden.
Trepl hat es nicht weit bis zu ihren Laufstrecken. Von ihrer Terrasse aus kann sie gleich starten. Richtung Diepmannsbachtal, Nüdelshalbach, Hohenhagen oder Garschagen. Da bieten sich viele Wege an. „Der Wald ist mein Tempel“, sagt sie, „dort bin ich zu Hause, dort finde ich Ruhe.“
Patricia Trepl läuft fast nie alleine. Hündin Leica, ein „reinrassiger Mischling“, ist immer mit dabei. Egel, ob es über eine kurze oder lange Strecke geht. „Sie hat mehr Kondition als ich“, sagt Trepl. Wenn sie schon aus dem letzten Loch pfeife, springe der Hund noch fröhlich herum. Leica hilft ihr sehr, sich zu motivieren. Auch nach 23 Jahren gibt es bei ihr immer noch Anflüge von inneren Widerständen. Manchmal fragt sie sich nach zehn Minuten, ob sie nicht bescheuert sei, wieder durch den Wald zu rennen. Wenn sie aber ihr Pensum erledigt habe, fühle sie sich als die Größte.
Laufen als Lebensstil. Das färbt auf die Ernährung ab. Trepl neigt nicht dazu, sich auf den Pfad einer Veganerin begeben zu wollen. Alles in Maßen, ist ihre Devise. Und ein Glas Wein am Abend, darauf will sie auf keinen Fall verzichten.
Als Fußpflegerin kennt sich Trepl mit Sportschuhen gut aus. Sie kauft immer zwei Nummern größer. „Ich habe schon Läuferfüße mit blutigen Zehennägeln gesehen“, sagt sie. Falsche Schuhe sind Gift fürs Laufen.
Wovon manche Läufer ewig träumen, hat Trepl schon hinter sich. Den Start beim New-York-Marathon. Im Jahre 2001, kurz nach den Anschlägen vom 11. September, war sie mit von der Partie. Ein Blind-Date mit einem Mann, der ihr die Reise schenkte, bescherte ihr ein unvergessliches Erlebnis. In jedem Stadtteil gab es Musik, die Menschen haben alle Läufer angefeuert. Es war für sie einmalig. Und sie hat den Lauf bestens absolviert, sogar unter der magischen Grenze von vier Stunden. „Das war Wahnsinn“, schwärmt sie heute noch.
Im Startbereich in Hackenberg rechnet Trepl damit, auf viele bekannte Gesichter zu treffen. „Ich kenne als ehemalige Friseurin jede Menge Leute“, sagt sie. Und wenn sie im Steffenshammer durchs Ziel läuft, hofft sie, dass ihre Familie sie empfängt. Nur Leica ist traurig. Der Hund kann nicht mit auf die Röntgen-Strecke.