Remscheider vor Gericht Ordnungskräfte beleidigt – 21-Jähriger ist einsichtig

Remscheid · Freundlich, friedlich, kooperativ, zurückhaltend und keine Ausflüchte – mit solchen Angeklagten arbeitet ein Gericht gerne zusammen.

Der jetzt 21-jährige Remscheider, der im Oktober 2019 am Markt gegen zwei Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes grob ausfällig wurde und ihnen sogar Schläge androhte, als sie ihn baten, sein Fahrzeug von einer gekennzeichneten Feuerwehr-Sperrfläche zu entfernen, war über die letzten zwei Jahre wohl deutlich ruhiger geworden und bestätigte die Vorwürfe des Staatsanwaltes ohne Wenn und Aber.

Das Amtsgericht hatte ihn bereits im Dezember 2020 wegen Beleidigung zu einer Jugendstrafe, der Ableistung von 60 Stunden Sozialarbeit, verurteilt – allerdings klemmte es danach mit der Ableistung, was das Gericht kritisch sah. Gegen die Strafe war nicht nur er in die Berufung gegangen. Das tat vor allem die Staatsanwaltschaft, denn die sah in der aggressiven Wortwahl gegenüber den Ordnungskräften „halt die Schnauze und lass das, kriegst was in die Fresse“ mehr als nur eine Beleidigung, sondern eine durchaus ernstzunehmende Bedrohung und Nötigung.

Das Gericht sah wohl die Probleme, die der Remscheider nach einem schweren Unfall zwischenzeitlich noch zu bewältigen hat, bis hin zu einer anderen Berufswahl, die er mit einem 450 Euro-Halbtagsjob an der Rezeption eines Sportclubs überbrücken will. Es schlug eine Wiedergutmachungszahlung direkt an beide Mitarbeiterinnen von jeweils 300 Euro vor, den drohenden Arrest aufgrund der nicht abgeleisteten Sozialstunden hielt es für nicht hilfreich. Die Jugendgerichtshilfe, die wegen Corona kaum freie Plätze zur Ableistung der angedachten 60 Sozialstunden vergeben kann, schlug eine Arbeit in der neugegründeten Jugendberufsagentur der Stadt vor, die vom Sozialamt eingerichtet wurde. Dort seien noch Kapazitäten frei.

Zeugen brauchten keine mehr aussagen, es gab eine friedliche Einigung – das Verfahren wurde vorläufig eingestellt.

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