Wirtschaft in Remscheid Oerlikon will 800 Stellen abbauen

Lennep · Die Krise lässt die Nachfrage nach Chemiefaser-Maschinen vor allem aus China einbrechen. Mit möglicherweise 650 wegfallenden Stellen wäre Lennep im Konzern am stärksten betroffen.

 Oerlikon Barmag ist eine Zweigniederlassung von Oerlikon Textile und eine Marke, die zur Division „Oerlikon Polymer Processing Solutions“ gehört.

Oerlikon Barmag ist eine Zweigniederlassung von Oerlikon Textile und eine Marke, die zur Division „Oerlikon Polymer Processing Solutions“ gehört.

Foto: Henning Röser/Röser, Henning

Die Firma Oerlikon Polymer Processing Solutions – in Lennep besser bekannt unter dem alten Namen Barmag – plant in diesem und dem kommenden Jahr einen Stellenabbau von insgesamt rund 800 Arbeitsplätzen – mit einem Schwerpunkt in Deutschland.

Weltweit beschäftigt Oerlikon 4500 Mitarbeiter. „Was den Standort Remscheid mit seinen derzeit knapp 1500 Beschäftigten betrifft, so prüfen Geschäftsleitung und Betriebsrat aktuell mögliche Maßnahmen, um eine sozialverträgliche Lösung zu finden“, heißt es in einer Stellungnahme der Firma am Dienstag. Und weiter: „Am Standort Remscheid-Lennep könnte es bis zu 650 Arbeitsplätze betreffen.“ Alle Beschäftigten seien bereits im Herbst des letzten Jahres über eine „deutliche Marktabschwächung“ informiert worden. Krieg, Lockdown und Inflation hätten zu einer „stagnierenden Konsumentennachfrage“ im Bereich der Chemiefaseranlagen vor allem aus China geführt. Die neunmonatige Schutzfrist im Haustarifvertrag reiche noch bis Ende Juni 2023. Ab Juli 2023 könnten dann auch Maßnahmen zum Stellenabbau für die Stammbelegschaft eingeleitet werden.

Am Freitag findet eine hybride Betriebsversammlung statt, an der alle deutschen Standorte (Remscheid, Neumünster, Bernkastel-Kues und Augsburg) und ihre rund 2000 Beschäftigten teilnehmen können.

Der Schweizer Technologiekonzern OC Oerlikon, der 2007 die Barmag als Teil der damaligen Sauer-Gruppe übernahm, vermeldete Ende Februar noch ein Rekordergebnis für das zurückliegende Geschäftsjahr 2022: Der Umsatz stieg von knapp über 2,6 Milliarden Schweizer Franken auf über 2,9 Milliarden, auch der Gewinn vor Steuern konnte um rund 15 Prozent auf 277 Millionen Franken gesteigert werden.

Zudem berichtete das Unternehmen von einem besonders hohen Auftragseingang – kündigte dabei aber schon an, sich „auf eine schwächere Nachfrage“ im Jahr 2024 vorbereiten zu wollen. Weltweit arbeiten bisher rund 12.100 Menschen für den Konzern mit Sitz in Pfäffikon im Kanton Schwyz.

Die Barmag ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich Spinnanlagen für Nylon, Polyester und Polypropylen sowie Texturiermaschinen, also Maschinen, die für die Herstellung von Chemiefasern gebraucht werden. Rund die Hälfte aller weltweit benutzten Maschinen dieser Art sollen aus dem Lenneper Werk stammen. Auf ihnen werden Fasern für atmungsaktive Sportbekleidung genauso gefertigt wie für Bezüge von Autositzen.

Im vergangenen Jahr feierte die Barmag ihr 100-jähriges Bestehen. 1922 war die Barmer Maschinenfabrik Aktiengesellschaft im heutigen Wuppertaler Stadtteil Barmen gegründet worden, um Maschinen für Kunstseide zu fertigen, fünf Jahre später erfolgte der Umzug nach Remscheid.

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